Wertpapierorder: Nie ohne Limit!

Ein guter Hinweis, den man immer wieder hört – und –  er sollte beachtet werden. Ich werde das mit einer kleinen Geschichte illustrieren. Sie mag erfunden oder echt sein – egal. Auf jeden Fall ist sie realistisch.

Kurz zur Sache: Wenn man ein Aktienpaket bei seiner Depotbank kauft (eine Order aufgibt), gibt es diverse Parameter. Unter anderem gibt es ein Feld namens Lim, dazu Handelshinweise und Zusätze (u.a. „Ganz oder gar nicht“). Mit letzterem teilt man dem Handelsplatz mit, dass eine Oder nicht gestückelt werden darf, sondert als Ganzes zu einem einzigen Preis durchgeführt werden soll. Füllt man das Feld Limit aus, wird die Order zu dem dort angegebenen oder zu einem besseren Preis ausgeführt – keinesfalls jedoch zu einem schlechteren Preis. Lässt man das Feld leer, handelt es sich um eine sogenannte „Bestens“-Oder. Die Börse wird die Order also zu einen möglichst günstigen, womöglich aber erheblich schlechteren Preis durchführen. Das ist der Knackpunkt.

Die Geschchte.

Es war einmal ein Student, der hatte ein Depot bei einer Onlinebank und 900€ auf dem Verrechnungskonto. Er suchte nach einer leicht riskanten aber schlauen Anlage, um damit Gewinn zu machen. Er kam dabei auf einen Pennystock – also eine Aktie, die nicht einmal mehr einen Cent wert war. Irgendwie fühlte er, könne die Aktie nur mehr steigen. Der Student erkor 600 seiner 900€ zu Spielgelt aus und gab bei seiner Bank eine „Bestens“-Order für diese Aktie auf. Da sie gerade bei 0,00667 € stand, orderte er 90.000 Stück. Doch das war ein Fehler. Die Order wurde gestückelt ausgeführt. Es gab kein einzelnes Angebot zu 0,00667€, das groß genug gewesen wäre. Die erste Tranche von 300 Stück kam noch zu 0,0067€, doch die zweite Tranche lag schon bei 0,095 €, die dritte Teilausführung ergab einen Preis von über 1 ct. Und jede Teilausführugn lag im Preis höher. Am Ende des Tages hatte der Student 90.000 Aktiein Depot und -13.000€ auf seinem Verrechnungskonto. Puh – da ist wohl Etwas schief gelaufen. Nun ist die Bank hinter ihm her und versucht ihre 13.000€ wieder einzutreiben.

Was ist passiert?

Der Student hat also par seiner Kauforder den Markt verändert. Dies war nur möglich, da der Markt rund um diese Aktie sehr ausgetrocknet ist. Wäre es ein volatiler Markt, wie z.b. rund um die Aktie Siemens, dann wäre auch eine „Bestens“-Order ohne Probleme und Preisverwerfungen durchgelaufen. Aber 90.000 Stück in einem schwachen Markt – das kann den Markt spürbar beeinflussen. Hätte er seiner Order ein Limit mitgegeben, dann wäre der Preis nicht gestiegen und über die gesamte Order stabil bei unter 1ct geblieben. Und er hätte keinen negativen Kontostand. Unter Umstände wäre aber auch die Order noch nicht komplett ausgeführt (weniger als 90.000 bisher erhalten) bzw. hätte einfach länger gedauert.

Wie konnte es dazu kommen?

Das liegt in der Art, wie eine Börse oder ein Handelssystem aufgebaut ist. Zunächst gibt es dort ein Orderbuch. Dort kommen alle Orders von extern hinein und verbleiben dort so lange, bis sie ausgeführt wurden, oder bis ihre Gültikeit erlischt. Im Moment akzeptiert XETRA Orders, die bis zum Ende des Folgemonats gehen. Der Marktpreis ergibt sich nun durch die Limit-Angaben in den Orders im Orderbuch UND dem Zusatz „Ganz oder gar nicht“. Es gibt verschiedene Methoden um den Handelspreis zu bestimmen. Klassischerweise ist es der Preis, zu dem der größte Umsatz gemacht wird. Daher hat sowohl das Limit, als auch der Zusatz „Ganz oder gar nicht“ einenEinfluss darauf, wo der Marktpreis hinwandert. Können nämlich Teiloders ausgeführt werden, dann wandert der Preis und ermöglicht wiederum, dass evtl. weitere Teiloders aktiviert werden können – zu einem dann anderen Preis. Kann eine Order dagegen ob ihres Limits nicht ausgeführt werden, verbleibt sie so lange im Orderbuch bis genug gegenpolige Orders hereinkommen, die ein passendes oder gar kein Limit haben. Natürlich haben noch mehr Parameter Einfluss und alles ist viel komplizierter. Aber im Grunde läuft es so.

Das Ende

Dass am Ende -13.000€ auf dem Konto steht ist natürlich böse und sollte eigentlich durch die Bank verhintert werden – noch dazu, wenn sie sich jetzt aufgegt. Doch warum wurde das nicht verhindert? Vermutlich, weil die Bank das Wertpapiergeschäft extern (z.b. bei XETRA) durchführen lässt und erst danach das Ergebnis erfährt. Normalerweise (in volatilen Aktien) sind solche Sprünge nicht drin und es ist genug, wenn die Bank einen Plausibilitätstest durchführt: Aktueller Kurs x Stück + Ordergebühren < Kontostand.

Wir lernen also daraus: Gib eine Order nie ohne Limit auf. Was aus dem Studenten wurde ist mir unbekannt; doch wenn er nicht gestorben ist, prozessiert er heute noch.

 

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