Santiago de Cuba

Nirgendwo sonst in Kuba gibt es mehr Jinteros als  in Santiago. Man muss schon aufpassen, dass man nicht plötzlich in einem Taxis sitzt und wohin fährt, wo man gar nicht hin wollte. Daher gibt es hier an der Busstation auch einen extra Türsteher, der dafür sorgt, dass nur Gäste rein und raus kommen und Taxiverkäufer sich draußen die Füße platt stehen.

Für uns begann der Aufenthalt aber entspannter und doch aufregend. Der Viazul von Baracoa setzte uns abends ab. Wir hatten ein Casa Particular gebucht und uns war ein Taxi organisiert. Nachdem wir endlich unser Gepäck hatten gings raus zu unserem Taxisfahrer. Der setzte uns einige km weiter im Zentrum ab und wir wähnten uns am Ziel. Da das Casa weder unseren Erwartungen noch der Beschreibung im Lose entsprach machten wir und kurzentschlossen auf den Weg eine Alternative zu finden.

Wir hatten zwei Ideen und mussten kaum 50m gehen um ein Telefon zu finden. Nur: Irgendwie hatte ich da keinen Erfolg. Leute um uns versuchten uns zu vermitteln, dass hier gestern die Erde bebte. Daher sei wohl das Telefon kaput oder so. Wir schritten zu Plan B und liefen in Richtung mehrere Casas. Mann war das ne Hitze hier. 1,2,3 alle Besetzt aber es wäre nicht Kuba, würde sich uns nicht einer annehmen. Rechts, links, geradeaus … wo gingen wir hin? Aus Angst, dass die Nacht plötzlich 10 CUC mehr kosten könnte, verließen wir ihn. Nur um über umwege das gleiche Casa wieder zu finden. Es war OK, aber es war auch sehr warm und feucht. Irgendwann konnte man nichts mehr ausziehen. Wie wird es erst im Sommer hier in Santiago?

Wir verbrachten zwei Nächte hier. Als erstes wollten wir das nächtliche Santiago erkunden und essbares finden. Gesagt, getan. Wir speisten bei kubanischer Lifemusik. Ich bekam meine Fotos von nächtlich erleuchteten Prachtbauten.

Santiago bei Nacht

Am Sonntag geliebten wir Einzukaufen, was uns sogar auch einigermaßen gelang. Es gibt sogar einen original Adidas-Laden hier! Wo die wohl die Ware herbekommen? Direkt aus ihrer chinesischen Produktion vermutlich. Nach dem ersten Einkaufstrubel untersuchten wir die Stadt. Wir marschierten über die meisten relevanten Plätze und Monumente, pausieren für ein Eis be Coppelia, umrundeten mal ein Militärkastell (in das man natürlich nicht hineingehen konnte…) bis wir schließlich beim ca. 4km entfernten Plaza de la Revolucion landeten. Hier ist zum einen der Viazul (Bus), also ein Wiedersehen und zum anderen eine monumentale Reiterstatue zwischen Eisenbalken und ein großer monumentaler Platz. Im Hintergrund sieht man das Stadion.

Plaza de Revolucion
Plaza de Revolucion

Nun sollten wir uns wieder Richtung Casa machen, doch wir ächzten schon recht gut durch die Mittagssonne und es war noch nicht mal Sommer! Für unsere Zielrichtung günstig gelegen war ein lang gezogener Park bzw. eine Straße mit Grün und Bäumen in der Mitte. Hier gab es Schatten und Bänke. Marcus pennte hier ein und machte sich alleine und über die Rum-Fabrik sowie den Hafen zur Casa. Meine Wenigkeit versuchte sich durch die City in Richtung Casa zu gelangen. Wie der Zufall so will treffen wir uns bei der Treppen-Straße wieder.

steile Straße in Santiago
Aussicht von dort über den Hafen

Die ist so steil, dass man eine Treppe baute. Daneben ist ein halboffenes Haus/Balkon, von dem man einen guten Blick über den Hafen hat.  Zu Abed hatten wir ein Essen bei der Casa gebucht. Das war mal wieder eine Erleuchtung. Die Zubereitung der Krabben war einfach saugut. In der Folge waren wir erst mal breit. Ich erholte mich aber wieder und es zog mich nochmal raus. Sollte dies doch die letzte Nacht sein, wo ich ins „Casa de la Trova“ gehen könnte. Ein gleichnamiges Haus gibt es auch in jeder kubanischen Stadt. Es heißt etwa Haus des Lieds und dementsprechend findet man dort kubanische Lifemusik.

Dort angekommen stellte ich fest, dass in Santiago die Touristen abgezockt werden sollen. Die Casa Trova verlangte 5 CUC Eintritt und innen sind dann wohl nur Touris und Kommerzbands. Wer mich kennt, weiß was ich davon halte. Meinem Unmut darüber kurz luft gemacht war ich auch schon mit einem Kubaner im Gespräch, der meiner Meinung war. Wir zogen gemeinsam von dannen und er zeigte mir die angesagten Clubs der Stadt. Zwar meinten die Türsteher irgendwas mit kurzen Hosen (die ich an hatte), drinnen waren wir aber dann trotzdem. Aber auch gleich wieder draußen, denn es gab nur Musikkonserven. Alternativlos gingen wir zur Straßenbar an der Plaza de Dolores, ich lud ihn auf eine tuCola ein und wir unterhielten uns über eine Stunde in einem Straßencafe. Das war ein Spanischkurs! Überhaupt sprechen die Kubaner ein recht gut artikuliertes Spanisch bzw. Kastilisch. An diesem Abend fiel auch ich gut müde ins Bett.

Der heutige Tag sollte einen kleinen Abschied bedeuten. Derweil ich um 22Uhr einen Flug nach Havanna hatte flog Marcus schon mittags vom 8km entfernten Flughafen ins 644km entfernte Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Ich wollte noch Etwas erleben, Marcus noch ein Wenig packen. Wir trennten uns daher schon recht früh. Meine Siebensachen dort zu Lassen und ein Abendesen in der Casa hatte ich zuvor noch arrangiert. Ich machte mich also auf und erlebte natürlich prompt auf den ersten 300m Etwas. Ich fand einen Begleiter, der mir die Stadt ein wenig zeigte. Mir fehlte noch der Hafen, der Bahnhof und die Rumfabrik. Er führte mich in etwa hin. Zwischendurch lernte ich noch einen seiner velen Freunde kennen. Ich werde ihn an diesem Tag noch zweimal sehen. Zudem traf ich meine Bekanntschaft von gestern wieder. Wie klein die Stadt doch ist? Das Hafenufer entpuppte sich als nette Promenade, aus der man noch etwas machen könnte. Der Bahnhof ist ein 70er-Jahre Stahlkonstrukt postmoderner Coleur, der zusehends verfällt. Nachdem wir uns trennten, landete ich irgendwie in der Einkaufstraße. Hier versorgte ich mich wie ein Kubaner gegen kubanische Peso mit Essbarem. Huhn und Banane frittiert. Da gibt es keine Probleme.

Zu einem Besuch in Santiago gehört noch das Castillo de San Pedro de la Roca, das die Bucht von Santiago vor Piraten schützte. Heute ist es öffentlich zugänglich und Unesco-Welterbe. Ich machte mich daher auf zum nahe gelegenen Parque Cespedes um mir ein Taxi zu der Festung zu besorgen. Nachdem ich ein guts Angebot herausgehandelt hatte stellte ich zu meiner Überaschung fest, dass ich mit einem 1954er Chevrolet fahren durfte. Der Besuch im Castillo verlief unauffällig – abgesehen von dem zwar warmen aber geilen Wetter und dem imposanten Bau. Der Ausblick war gigantisch.

Zurück in der Stadt, leicht fertig und heiß, wollte ich mich in der Casa frisch machen. Marcus war schon weg. Aber er hat seine Schuhe dagelassen. Wir hatten meinen Übersetzer verlegt. Vermutlich im Viazul irgendwo. Beides zusammen brachte mich auf die Idee, die Schuhe gegen eine Fahrt zum Bus-Terminal und zurück einzutauschen. Der erste Versuch am Parque Cesperes ging schief, aber dann fand sich einer, dem sie passten und der zu dieser Aktion Lust hatte. Toll! Am Terminal fand sich auch ein Verantwortlicher. Hin, her, telefonier. Angeblich sei das Ding in Havanna, im Hauptbüro aufgetaucht… Gut. Aja und 1 CUC würde ihm für diese Dienstleistung auch noch zustehen. Pfft diese Südkubaner! Nun einen halben hat er dann doch bekommen für die gute Nachricht. Glücklich sah er nicht aus. Zurück im Zentrum blieb also nur mehr zu Abend zu essen und dann Adios zu sagen. Nach dem Essen wieder zum Platz um das für heute dritte Taxi zu organisieren.

Baracoa

Dieses fast schon Dorf liegt im südöstlichsten Ende Kubas. Man erreicht Barakoa nur über Santjago und eine sehr serpentinenreiche, in den 1960ern gebaute Straße, die die dortige Bergkette überwindet. Ihres Zeichens älteste Stadt (ex Hauptstad) Kubas, war sie lange nur per Schiff erreichbar. Erst gibt es noch ein Stück Autobahn (ja sowas hat Kuba – allerdings geht man dort auch zu Fuß oder zu Pferd), dann Landstraße mittlerer Qualität. Auf dem Weg kommt man durch Guantánamo (die Stadt) durch. Das was wir gesehen haben (nicht viel mehr als der Busbahnhof) war nicht schön und die Basis Guantánamo Bay haben wir eh nicht betreten/gesehen.
Angekommen in Baracoa meldeten wir uns bei Rafael und übernachteten in seiner Casa. Qualität gut. Es gab hier mal wieder diese berühmt berüchtigten Brauseköpfe mit Sromanschluß. Bei mir ging es, Marcus hatte aber kaltes Wasser und ein Leck nach oben – gefährlich. Der Duschkopf wurde schnellstmöglich gewechselt und es gab wieder warmes Wasser. Doch alsbald Marcus wollte, war es wieder nur kalt. Das ist Pech zumal etwas ähnliches schon in Carmagüey passierte.
Diese Ecke Kubas ist bekannt für ihr gutes kreolisches Essen. Es wird erzählt man mische hier mehr Kokosnußmilch ins Essen. Und tatsächlich… hier hat es uns wieder mal ziemlich gut geschmeckt. Einmal mit und einmal ohne K-Milch.
Unsere Freizeit gestalteten wir am ersten Tag auf der Dachterasse bei Kaffee und Keksen und schlendernd in der „Innenstadt“ von Baracoa.
Der zweite Tag führte uns auf eine Tour. Wir machten eine Wanderung durch den nahe gelegenen Urwald und konnten noch in den dort fließenden Gewässern baden. Dazu gab es frische Kokosnuß. Abschließend hatten wir noch eine Stunde an einem der Hausstrände von Baracoa.
Ich gestaltete noch mit einem Freund aus der Tour den Abend um noch ein wenig vom Nachtleben und der Kunst mitzubekommen.
Am Dritten Tag galt es nur mehr den Bus zu finden und zu hoffen, dass wir noch mitkommen. Das war nur halb sicher, da wir weder reserviert hatten noch es konnten. Bei Viazul werden immer einige Karten für die folgenden Halte reserviert und es gibt erst 3min vor Abfahrt die letzten Karten zu kaufen. Wirklich Sorge hatten wir nicht, aber sicher war es auch nicht. Es waren wohl noch so Plätze 6 frei. Dann konnte es wieder die Straße der 1000 Serpentinen nach Santjago zurückgehen.
Es scheint hier ein wenig wärmer, ärmer aber kultivierter zu sein – auf jeden Fall aber einen Besuch wert. Den berühmten Tafelberg konnten wir mangels Zeit/ Tour an unserem Tag nicht machen – Mist.

Carmagüey

Dabei handelt es sich um eine Stadt in so ziemlich der Mitte von Kuba. Es ist daher auch ein Verkehrsknotenpunkt. Ein wenig kommt es mir vor wie so ein München. Ein bisschen anders, ein wenig kultiverter, ein wenig reicher und teurer und Abends sind ab 22Uhr – für Kuba untypisch – die Gehwege (soweit vorhanden) hochgeklappt. Zur Schreibweise mit dem Ü sei gesagt, dass es sich um ein U mit Trema handelt. Also wie bei „Citroën“, damit beide Vokale nicht zusammengezogen werden.
Abgesehen vom Namen zeichnet sich Carmagüey durch seine für Kuba atypische Verwinkeltheit und seine großen Tontröge aus. Diese wurden früher zur Aufbewhrung des Trinkwassers genutzt und sind so groß, dass ein Mensch darin locker Platz hat.
Wir stiegen hier in einem mittelguten Casa Particular ab und schauten uns die wichtigsten Gebäude der Stadt an und stürzten uns in die Einkaufsstraßen. Abends gingen wir mal wieder essen und es war diesmal erstaunlich gut. Auf die Nacht hin schickten wir uns an, ein Plätzchen mit kubanischer Musik zu finden – leider erfolgos. Hier ist ab 22:00 Schicht.
Tagsüber waren wir teils getrennt. Ich hatte an einem stimmungsvollen Platz ein ausgiebiges Gespräch mit einem Bermuda-Kubaner, der mir ein wenig die Meinung der Kubaner näher brachte. Dann machte ich mich noch auf, den Park sowie den Plazza de la Revolucion zu Besichtigen. Dabei ließ ich mich an einem Essensstand unverschuldet von einem Hund zwicken. Scheißvieh! Da ich mit der Impfung gegen Tollwut aud Dummheit einige Tage länger gewartet haben werde hoffe ich mal das Beste.
Am letzten Abend schnappten wir uns noch ein BiciTaxi zum Viazul, wo es um 23:00-6:00 Uhr im Nachtbus bis nach Santjago und von dort weitere 4h bis Barakoa ging. Puh!