Alarm vorm Tütentauchen

Vancouvers Gewässer gehören (angeblich) zu den besten Kaltwassertauchgebieten der Welt. Allerdings ist es dort, wie der Name schon sagt, ziemlich kalt. Daher benutzen geneigte Taucher dort vor allem Trockentauchanzüge. Da kann man sich schön mit Fleece-Lagen einmummeln und im Anzug bleibt i.d.R. alles trocken und somit warm.

Seit gestern bin ich nun also auch offiziell ein zertifizierter Trockentauchanzug-Taucher. Oder wie man das korrekterweise auf Deutsch sagt. Der Weg dorthin führte über das Ausfüllen von einigen Dokumenten sowie Persilscheinen für die Betreiber und das Absolvieren zweier Tauchgänge. An einem solchen Tag sollte man natürlich gut ausgeruht und voll der Taten sein. Die Stunden vor den Tauchgängen waren aber etwas unpassend. 

Die Nacht

Feuerwehr Regiment Sq.
Da kommen sie angefahren

Also eine kleine Geschichte: Noch am Tag davor gab es ein Barbecue von der Firma. Dort ging es munter mit Bier und Cidre los. Schwierig daran vorbeizukommen. Ich habe es bei eineinhalb Dosen belassen können und es war ja noch Nachmittag. Ich musste aufpassen, nicht zu viel abzubekommen, denn der Tauchgang sollte am nächsten Tag doch recht früh statt finden.  Die Feier währte nicht zu lange und ließ mir noch genug Zeit, das Buch mit seinen Frage- und Antwortspielen durchzukauen. Das gelang zwar nur mit Widerständen – die Müdigkeit kam – aber es gelang (bis auf die letzen 4 Seiten). Endlich ins Bett… gerade noch rechtzeitig. Doch dann ging es los. Zunächst war noch eine Stechmücke da, die dann aber den Kürzeren zog. Also schlafen. Circa zwei Uhr nachts, ich war gerade in der Tiefschlafphase angekommen, geht ein Getüte und Gefiepe los. Feueralarm aus zwei Lautsprechern in meiner Wohnung. Grrr! Was macht man also? Hmmm – bestimmt ein Fehlalarm – aber nach dem Motto „better safe than sorry“ schlupfte ich in Hose und Sweatshirt, schnappte noch Ausweis, Tablett, Fon und Festplatte und marschierte hinunter. Kurz drauf erschien die Feuerwehr. Den Jungs war anzusehen, dass sie einen Fehlalarm erwarteten. Nach einer gefühlten halben Stunde war der Spuk vorbei und alle konnten wieder hinauf. Verstopfung am Lift. Zum Glück war bei meiner Not-Treppenhaustür ein Klebstreifen drauf, sodass ich auch „hinein“ kam. Sonst wäre nur „hinaus“ möglich. Ich und viele Andere nahmen die Treppe. Tja – nun sind wir endgültig wach!

 

Das halbe (nur) Haus, alle müde!
Das halbe (nur) Haus, alle müde!

Also alles ablegen und ab in die Heier. Kaum am wegtreten, summt es erneut vor meinem Ohr. Wieder zwei Mücken. Ich also wieder auf um auch diesen beiden den Garaus zu machen. Ich liege 5 Minuten, die Augen geschlossen, als erneut ein Feueralarm los geht. Waaaaah! Diesmal überlegte ich schwer. Die Wahrscheinlichkeit für einen Fehlalarm war groß (stellte sich nacher auch so heraus), wissen kann man es nie. Ich entschied mich für liegen bleiben. Nach endlosen 10-15 min in denen es von Tüten zu Fiepen und zurück wechselte, ging der Alarm wieder aus. Aber nur, um ca 5 min später erneut einzusetzen. Nun war liegenbleiben endgültig angezeigt! Doch schon 3-5 Minuten später ging er endgültig aus.

Am nächsten Tag erfuhr ich, dass es sich um einen defekten Rauchmelder im Dachgeschoss handelte und noch in der Nacht ein passender Techniker geholt wurde.

Tauchen

Am Tag danach ging es eher langsam zur Sache. Aber es ging. Ich habe zwar eine Kaffemaschine für starken Espresso, passend zur Situation war allerdings nur ein Restchen Kaffepulver da. Ergo musste es ein Kaffeverkäufer auf dem Weg sein. Zunächst erreichte mit meinem Auto jedoch den Tauch-Shop. Nach dem Verladen gab es einen Zwischenstop bei Starbucks. Starbucks? Ach das ist jetzt auch egal… Kaffe!

Unser Tauchgang fand in Bucht des relativ populären Whytecliff park, West Vancouver (20 min von Vancouver entfernt) statt. Dort tummelten sich schon ein ganzes Dutzend anderer Taucher. Nach einer Einführung ins Anziehen eines Trockentauchanzugs und aufschnallen der Restlichen Ausrüstung, ging es ins Wasser. Dicht hält so ein Anzug übrigens dadurch, dass er erstens selbst aus wasserdichtem Material besteht, und zweitens an Ärmeln und Kragen Manschetten aus Latex oder Neopren hat, die sich um die eigenen Extremitäten legen. Die Füße sind in der Regel eingebaut, wie bei einem Strampler. Wenn also da was nicht eng oder glatt sitzt, gibt es eine Flutung des Anzugs. Und das kann unangenehm werden. Entsprechend sitzt der Hals ein wenig eingeschnürt und man glaubt, das kaum 3 min aushalten zu können. Doch im Wasser wird das besser. Erst mal im Wasser muss man aber mit der zusätzlichen Komplexität des Anzugs zurecht kommen. Der hängt, als weiterer Hohlraum, nämlich auch an der Atemluft und muss von Zeit zu Zeit ein wenig aufgeblasen werden.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten (Regulations-Jojo gespielt: ab, auf, ab, auf, ab) ging es eigentlich ziemlich ok dahin. An den Beinen wurde es zwischendurch mal sehr kalt. Sehen konnte man jetzt nicht sooo viel. Einige Flundern, große und sehr große blaue Seesterne, Seeanemonen und ein zwei vorbeischwemmende Fische. Die Sicht war mäßig, da der Sommer die eine oder andere Alge blühen lässt. Aber ich habe es zweimal überstanden und mein Anzug war danach – man möge es kaum glauben – trocken!

Resümee

Feuer gefangen habe ich bisher jetzt eher nicht. Versuchen werde ich es aber auf jeden Fall noch einmal. Vielleicht diesmal ohne Feueralarm in der Nacht.  Das wird dann auch, ob der größeren Erfahrung, lockerer.

Samoa – auf touristischen Abwegen

Samoa oder zur Unterscheidung zu Amerikanisch Samoa auch Westsamoa genannt ist Etwas Spezielles. Natürlich ist Alles immer irgendwie speziell; doch haben es die Samoaner geschafft in ihrem seit 1962 von NZ unabhängigen und marktwirtschaftlichen Land eine sehr ursprüngliche Kultur zu erhalten. Es ist wirtschaftlich nicht der Brüller, nicht wirklich innovativ und auch nur knapp „in der 2ten Welt“, aber die Leute haben sich bis heute ihre Familienstrukturen und Besitzstrukturen erhalten. Auf Savai’i, der größeren der beiden Inseln kann man z.B. gar kein Land kaufen, da quasi alles in Familienbesitz ist und der Verkauf nicht vorgesehen ist. Auf Upulo kann man nur rund um die Hauptstadt Apia ausgewählte Grundstücke oder Wohnungen erwerben. Im Ergebnis fährt man durch der Familen Vorgärten, während man auf Savai’is Hauptstraße die Insel umrundet. Natürlich ist die Straße öffentlicher Raum, aber um einen Fuß ins Meer zu setzten, muss man einen Verantwortlichen finden und „um Erlaubnis Fragen“. Da die Familien recht groß sind und irgendwie doch jeder mit jedem Verwandt ist, wird das doch eher locker gesehen. Vom Touristen nimmt man aber gerne auch mal schnelle 5 Tala. Mit diesen werden dann die nächsten Kinder, derer man sich Habhaft werden kann, zum nächsten Kiosk geschickt, um Bier zu Holen. So tatsächlich geschehen. Dank hoher Unbeschäftigung gibt es viel Freizeit und keinen Stress. Das führt sogar so weit, dass sich die Frauen der Dörfer mit Schirmen in die glühende Sonne setzen und entlang des Dorfzentrums das frisch sprießende Gras aus dem Sand neben der Straße herauszupfen. Das Dorf solle schöner werden und der Mond sich im Sande reflektieren. Das bringe Glück fürs Dorf. Hunger muss aber in Samoa absolut keiner leiden. Die Besitztümer der Familien sind groß genug und die natürlicherweise herabfallenden Brotfrüchte, Kokosnüsse  Bananen und Papayas reichlich genug, dass alle satt werden. Hühner gedeihen und scharren ebenfalls überall und Fische schwimmen vor der Haustüre. Papperlapapp! Türen gibt es doch gar keine bei den Fales, den traditionellen Behausungen. Man schläft hier in rund um offenen Pfahlbauten und lässt Abends bestenfalls aus Palmblättern geflochtene „Fensterläden“ herunter. Und immer noch gibt es Langeweile und sogar beleibte Personen. Daher gibt es den Markt, wo alle Produkte gekauft und verkauft werden. Für den Transport seiner Selbst und auch der Waren dorthin verwendet man alte Schulbusse aus Amerikas 50er Jahre, die Rasta-mäßig bunt angemalt und mit 1500W Soundanlagen ausgestattet sind. Kosten: 1 Tala (0,33€) pro Fahrt.

Meta

Ja wunderschön.... und was hat Rob/ich dabei gemacht?
Lag Samoa überhaupt auf dem Weg?

Ja. Samoa liegt ja im Südpazifik und damit ziemlich abgelegen, aber auf dem Weg. Direkt erreichbar ist es allerdings nur von Neuseeland, Australien und Fidschi. Von Amerikanisch Samoa ist es natürlich auch erreichbar, aber nur im Kleinflugzeug oder einmal pro Woche per Fähre. Nach Hawaii kommt man nicht. Aber von Amerikanisch Samoa aus kommt man nach Hawaii (…aber auch nur dort hin). Ich bin daher von Fidschi kommend direkt nach Samoa um dort einige Tage später mit dem rostigen Karren einer Fähre nach Amerikanisch Samoa überzusetzen. Denn weiterführende Flüge gen Ost (oder dann West?) gibt es nur von dort.

 Ankunft

Abgeflogen um 1:30 komme ich also nachts um 4:00 an. Zuvor hatte man uns noch geweckt um uns einen 3-Uhr Snack zu servieren…. schlau wie ich war, hatte ich in Fidschi noch ein Hotel für die erste Nacht gebucht. In das würde ich gehen und noch einige Stunden schlafen, ehe ich die eigentliche erste Nacht dort schlafe. Bei meiner Ankunft stellte sich aber heraus, dass das Hotel auf Savai’i ist und ich daher zunächst die Fähre nehmen muss. Da Busse um diese Zeit nicht fahren, geht es mit dem (letzten) Taxi zum äußerst spartanischen Fährterminal. Passend: Er musste erst einmal seinen Platten mit einem Kompressor bekämpfen und gab mir dann 2 AU$ als Wechselgeld (OK, ist mehr Wert). Dann war ich also um 4:15 am Fährterminal und erfuhr langsam, dass heute, an diesem schönen Sonntag keine 6Uhr-Fähre kommen würde und aus dem gleichen Grund auch keine 10Uhr-Fähre führe. Ich hatte also bis 12 Uhr Zeit. Viel Zeit also zu schlafen. Recht schnell hatte ich meine Beine zerstochen bekommen. Als die Sonne aufging, ging auch ein Kiosk auf und bot schwache Kost zum Besten. Immer noch müde, legte ich mich erneut hin. Doch ich hatte auch diese Rechnung ohne den Wirt gemacht: Ich war angekommen im Land der tagaktiven Moskitos!

Savai’i

Endlich auf der richtigen Insel, konnte ich zwei nette Tage in Lusia’s Lagoon Chalets verbringen. Die Hütten waren schon etwas mitgenommen und auch belebt, aber OK. Sehr interessantes und gutes Essen! Allein dafür lohnt es sich. Die Bucht war nicht minder interessant, da hier Süßwasser unterseeisch ins Meer fließt und somit schwimmtechnisch, habitatsmäßig und optisch lustige Effekte hervorruft. Ob des recht teuren Internets habe ich gleich mal zu meinem alten Rezept der eigenen SIM-Karte gegriffen. Es funktionierte.

Sehenswertes

Am dritten Tag war ich mal mutiger und wollte mir die Afu Aau Wasserfälle sowie einen historischen Steinhaufen Tia-Seu ansehen. Ich habe beides getan, fragt aber nicht, wie ich danach ausgesehen habe. Der Wasserfall war geil(!) zwar fiel nicht viel Wasser, aber die Becken waren so klar, wie es klarer nicht sein könnte und in Abwesenheit jeglicher Leute konnte man ungeniert baden. Dagegen war der „ancient Mound“ eine Tortour und dann enttäuschend. 2 Stunden wandert man auf einem Pfad durch Dschungel und hüfthohe Wiesen bei 99% Luftfeuchtigkeit. Wenn der Wind die wabernde Feuchtigkeit aus dem Grase nach oben blies, fühlte man sich wie im Lee eines Waserkochers. Dabei handelte es sich nur um 1,5 km. Angekommen, muss man erst einmal erkennen, dass das jetzt der Steinhaufen ist. Denn diese Steinpyramide ist total überwachsen und somit unsichtbar und daher relativ unspektakulär. Ergo: Tut Ersteres, lasst Zweiteres.

Aktivitäten

Vom Tauchen begeistert und mit Samoa ein ausgezeichnetes Revier habend, mache ich mich auf, die zweite Qualifikation in Sachen Tauchen zu erwerben: „Adv. Open Water“. Die einzige Tauchbasis auf Savai’i liegt im Norden der Insel. Mit 3 Tala bringt einen der Bus dort hin. Einen Katzensprung entfernt, bei Jane’s beach Fales steige ich für eine Woche ab und ich habe sogar eine Türe im Fale(!). Zeitweise war ich der einzige Gast im Hotel! Und wenn um 0:30 Uhr alle schlafen und der Mond wie eine gigantische Straßenlaterne über dem flachen, klaren und warmen Meerwasser der Bucht seine Lichtspiele spielt, ist der ideale Zeitpunkt für einen freien Nachtschwumm! Das Tauchen war exzellent. Ich habe wieder viel gelernt. Orientierung, Wracktauchen und Fotografie. Betreuung: Sehr gut und auf deutsch ;-). Und die Bedingungen sowie Flora und Fauna waren nahezu ideal. Vielleicht war Fidschi ein wenig besser. Aber in Samoa habe ich eindeutig mehr Schildkröten gesehen. Am Ende habe ich noch mit neuen temporären Freunden ein Auto gemietet und damit einmal die Insel umrundet. Die Empfehlung des Tages: Die Alofaaga Blowholes und Cape Mulinuu.

Upulo

Die letzten Tage vor dem Fährtermin habe ich in Apia verbracht. Nicht wirklich zu empfehlen aber passabel ist dort TatianasMotel. Man kommt sich vor wie in der Ukraine, nur wärmer. Das Beste an dieser Unterkunft ist, dass sie nur 30m vom besten Restaurant (Inder) der Stadt weg ist. Dort kann man für 16 Tala (ca 5€) gut und klimatisiert (hat Seltenheitswert) essen. Als kaffeeabhängiger Mensch hatte ich die bestätigte Hoffnung, Espressomaschinen italienischer Bauart in Apia zu finden (endlich) und binnen zweier Stunden kannte ich alle 3 Stellen mit passablem Cappuccino. Apia ist ein unspektakuläres kleines Städtchen, aber natürlich das Oberzentrum für Samoa. Es sieht durchaus gepflegt aus; es sind sogar Lichtblicke baulicher Art dabei. Fein ist der „Fleamarket“. Dort gibt es das günstigste Essen sowie alles erdenkliche an Handarbeiten. Ich habe mir eine hölzerne Kawa-Schale geleistet. Mit den Sehenswürdigkeiten im Hinterland (Gumpen, Wasserfälle und Robert Louis Stevenson Museum/Grabberg) kann man hier einige Tage verbringen.

Resumé Samoa

Samoa ist ein freundliches und schönes Land. Touristisch noch eine Perle, da weitestgehend unerschlossen (das soll gerade geändert werden). Damit natürlich alle Nachteile wie leicht höhere Preise, wenig Geldautomaten, kaum Unterkünfte/Restaurants und teils falsch verstandene Menükarten (keine alkfreien Cocktails, unnötig eingeschränktes Programm, kein Eiskaffee, komische Cocktail-Rezepte etc.). Die Unterkünfte sind in der Mehrzahl sehr einfach und ebenso die sanitären Einrichtungen (halbkaputt). Aber wer das Unentdeckte und Ursprüngliche sucht, der wird in Samoa fündig. Wem sein Leben lieb ist, fährt besser nicht mit der rostigen Laube chinesischer Bauart zwischen den beiden Samoas hin und her, sondern nimmt die Propellermaschine.