So nennen die Neuseeländer ihr Kapitol, denn in Wellington weht der Wind – für Wahr und Regenwetter ist bei meiner Ankunft obendrein, sodass der Regen horizontal fällt. Die geballte Kraft der „Roaring 40ies“, eines Passatwinds auf den 40er Breitengraden, zwängen sich durch das Nadelör der 23 km breiten Cookstraße zwischen den gebirgigen Eilanden Neuseelands. Dass da hin und wieder ein steifes Lüftchen weht, leuchtet somit ein.
Früher war ja mal ein kleines Nest an der nördlichen Ostküste die Hauptstadt, ehe man Auckland zur selbigen machte. Da aber nun die Südinsulaner sich so weit entfernt des Mittelpunktes wähnten, wurde erneut die Hauptstadt gewechselt. Zur Volkswahl standen die Nester Wellington und Picton auf jeweils dem Südzipfel der Nordinsel bzw. dem Nordende der Südinsel. Wohl, weil die Mehrheit Nord lebt, wurde es Wellington. Was man aber damals nicht bedachte: Wellington liegt genau auf einer Erdfalte. Erdbeben sind hier also einigermaßen gut möglich. Bisher war ein ziemlich zerstörerisches. Die ollen historischen Gebäude hat man unterdessen mit spektakulären Unterhöhlungsaktionen sowie Versteifungen allesamt Erdbebensicher gemacht. Nun ruhen sie auf Schwingpuffern.
Wellington ist zwar klein aber um einiges angenehmer/schöner als Auckland. Außerdem sind die Leute weniger gehetzt. Der Vergleich Sydney<->Auckland und Melbourne<->Wellington sowie Adelaide<->Christchurch hinkt wenig. Es sind hier die Straßen einfach hübscher gemacht, es steht überall ein wenig Kunst herum und die Häuser werden weniger schnell flach (was wohl auch an den geografischen Gegebenheiten liegt). Hier stehen die ganzen Hochhäuser der Banken, der internationalen Corporations, die Post, die Telecom und die Regierung. Selbige sitzt in drei Gebäuden, von denen das ungewöhnlichste Bee-Hive heißt. Selbstredend natürlich heißt es nur seiner Form wegen so, nicht etwa weil die Amtsträger darin den Fleiß von Bienen an den Tag legten. Daneben gibt es noch das eigentliche Parlamentsgebäude sowie die heutige Regierungsbibliothek, das im viktorianischen Stil erbaute ursprüngliche Parlamentsgebäude. Macht man die Tour, so erfährt man, dass dieses Gebäude beim Renovieren komplett abgebrannt ist und man es wieder aufbaute. Praktischerweis‘ waren da dann alle wertvollen Gemälde im Depot. Nur die identischen Fliesen und Teppiche wie sie auch in den Englischen Regierungsdomizilen sind, waren ein Problem. Doch auch das konnte mittels der noch existierenden Traditionsfirma in England gelöst werden. Hier gefällt scheinbar diese Nachmacherei und Monarchisterei (Es werden Maces(Keulen) von Würdenträgern getragen). Ich finde es eher billig und unpassend. Schließlich hat man ja keine mittelalterliche Rittertradition. Vielleicht weil man keine Sirs hat, aber wohl um Amtswege zu verkürzen hat man die rote Kammer kurzerhand abgeschafft. Gesetze müssen also nur das Parlament passieren um gültig zu werden. Aus Deutschland hat man übrigens das zweiteilige Verhältniswahlrecht als einziges Element übernommen. Gegenüber der leicht unbeliebten Railway Station befindet sich das größte Holzhaus des Landes. So gebaut, dass man auf den ersten Blick meint, es sei ein Steinhaus. Unweit steht die hölzerne Traditionskirche St.Pauls.
Durch Wellington und seine Vororte fährt ein Trolleybus. Der kränkelt wohl wegen seiner alten Garnituren mehr als seine schweizer Pendatns, tut aber seinen Dienst. Die Vororte sind durch recht hohe Hügel von der City getrennt. Auf Mt. Wellington fährt die berühmte Cable car, eine steile seilbetriebene Eisenbahn. Von dort kann man die City überblicken und den Botanischen Garten erwandern. Gegenüber sitzt Mt. Victoria, den man zu Fuß durch Mittelerde-Wälder erklimmt und einen Blick auf City sowie den Vorort Lyal Bay mit seinem Sufstrand und dem Flughafen hat. Es ist schon faszinierend, den Flugzeugen zuzusehen, wie sie in die Bucht einfliegen und dann gekonnt auf der in der Ferne flimmernden Landebahn landen. Wie ich oben war gab es neben Wind noch Sonne und eine Regenfront. Resultat war ein Regenbogen, der vom Flughafen hinüber bis in die City reichte. Hauchdünn aber cool!
Ich habe in Wellington erst einmal dringend benötigte Besorgungen (neues Duschgel?) erledigt und mal wieder die Wäsche auf Vordermann gebracht. Ob des Regens kommt man nur halb-nass durch, da in der Innenstadt fast alles mit Vordächern ausgerüstet ist. Bei dieser geballten Konzentration an IT-Lastigen Unternehmungen war für mich klar, dass ich mich hier um potentielle Jobs bewerben musste. Die Stadt selbst hat mir dies mit ihrer Erscheinung natürlich leichter gemacht. Einige Bewerbungen und ein wenig mit meinem „Looking 4 Job“-T-Shirt herumgelaufen, schon waren die Agenturen mit mir zusammengesessen. Mit einem doofen Übernachtungsausflug nach Palmerston North sowie km-weise den Koffer durch Regen ziehen war ich letztlich fast zwei Wochen in Wellington. Ich wollte eben den Monatswechsel abwarten. Da sich aber bis kurz danach nichts ergab, bin ich mittags auf die Fähre gehüpft und habe mir die Südinsel vorgenommen.
Das eine oder andere Mal hatte ich sogar schönes Wetter. Ins Te Papa, das Nationalmuseum bin ich dreimal hinein und habe es doch nicht komplett gesehen. Zu wenig Zeit oder zu Viele Leute (Kein Platz vor lauter Schulklassen). Was ich aber sah, ist ein gestandenes Museum, das was für jeden hat. Natürlich werden hier mal wieder die Natur des Landes, die Einwanderung der Langnasen thematisiert; aber auch die Kultur der Maori und die der Neuseeländischen Inseln sind hier ganze Teile des Museums Wert. Sonst findet hier die eine oder ander Veranstaltung statt, wozu einige Räume abgestellt sind. Immer wieder gibt es Ecken um Dinge für Kinder begreiflich zu machen.