Neuseeland – 2-ter Besuch

Der JetStar-Flug hat also geklappt, und wir sind heil in NZ gelandet. Nachdem ich dann alle Einwanderungs-, Zoll- und Biosicherheitsformalitäten sowie -Prozeduren hinter mich gebracht hatte, wartete eine kleine Überraschung am Ausgang: Josh und Maria stehen da und empfangen mich. (echt Nett). Sie fahren mich mit ihrem Auto ins 200km entfernte Tauranga. Dort wohnen sie im Moment. Zuvor geht es aber noch auf ein kleines Frühstück in ein nahe gelegenes Café.
Neuseeland… so viel hat sich ja seit meinem letzten Besuch gar nicht verändert. Man trinkt Bier oder Flat-White und meine ASB-Bankkarte funktioniert auch noch (nachdem das Check-Konto reaktiviert wurde). Ich komme also in einen Neuseeländischen Alltag in einem Stadtnahen Wohngebiet – ein klassisches Suburb. Viele mehr oder weniger kleine Häuser, etwas Garten, breite Straßen. Und es weht, typisch für Neuseeland, ein recht frischer Wind. Nach all diesem feuchtwarmen Südostaisen eine echte Erleichterung. Aber: In der Nacht wird es, dank einer kleinen Kältewelle doch sehr zapfig (3°C) und das, obwohl jetzt Frühling ist. Unpraktischerweise halten die Kiwis nicht viel von Wärmedämmung und erst recht nichts von europäischen Fenstern oder gar von winddichten Häusern. Ergo ist es auch im Hause ziemlich kühl. In der Konsequenz hat man beim Schlafen dann eine Decke unter sich und drei Decken über sich. Freude bereitete allerdings der Hauseigene Internetanschluss (wenngleich der Vertragsnehmer da wohl andere Erfahrungen hatte)… ich hatte jedenfalls Internet zu jeder Tags- und Nachtzeit und meine Freude….
Tauranga ist ein nettes Städtchen (ok Stadt) im Nordosten Neuseelands und hier ist, so sagt man, „so einiges korrekt“. Unter andrem gibt es in diesem „Freiburg Neuseelands“ die meisten Sonnenstunden, Arbeitsplätze und einige Naturwunder in Reichweite und es liegt oberhalb des Frostgürtels. Sonst ist Tauranga dank der Franchise-Kultur eine typisch neuseeländische Stadt. Erwähnenswert ist der Maunganui Berg (232m) der, gelegen im namensgleichen Stadtteil, zu einer Besteigung bei schönem Wetter einlädt. An seinem Fuße befindet sich Vergnügungsgastronomie, ein Sandstrand und dank eins künstlichen Riffs, gut surfbare Wellen. Eines schönen Sonntags bin ich auf den Berg gestiegen und ich konnte mich einer erheiternden Aussicht erfreuen.
Josh macht jeden Abend eine Konferenz mit den alten Brötchengebern in Deutschland. Eigentlich nur zum Hallo sagen bin ich an einem der ersten Tage auch mal dabei. Man wusste schon von meiner Ankunft in NZ und ich habe auch immer schon etwas vermutet. Es gibt wie quasi immer zu viel Arbeit und zu wenig Hirne. Tatsächlich ist unter den dringenden Aufgaben eine dabei für ca. 3-4 Wochen, die man mir geben möchte. Da ich Lust habe, etwas mehr Geld gut gebrauchen kann und die Aufgabe zu allem Überfluss noch interessant ist, willige ich sofort ein. Ich kann also auf meiner Reise nebenher als Freiberufler etwas arbeiten. Geil! Dank meines guten Läptops*** kann ich innerhalb weniger Stunden loslegen. Am vierten Tag ist es Zeit für eine Robertaktion: Ich gehe zum lokalen Internetshop und unterbreite den Anwesenden einen Deal: Ich „miete“ mir einen der vorhandenen Monitore für eine Kaution von $100 und bei Rückgabe bis 1. Okt. gibt es $80 zurück. Zu meiner Freude willigen die Jungs ein (Kommentar: Wir sind Kiwis, wir machen halt sowas ohne drüber nachzudenken) und ich kann fortan auf zwei Monitoren programmieren. Sehr zu empfehlen.
In der Nahe gelegenen Einkaufsagglomeration kann ich meiner Kaffe- bzw. Flat-White-Sucht nachgehen. Gut. Derweil wurde noch munter an dem zweiten, hinteren Haus auf demselben Grundstück herumgeschraubt und fertiggestellt. Der Besitzer des vorderen Hauses, welches von Maria und Josh bewohnt wurde, hat auf dem hinteren Teil seines Grundstücks ein weiteres Haus gebaut. Nach einigem hin- und herüberlegen war ein Umzug in das neue, modernere Haus beschlossene Sache. So kam ich einige Tage vor meiner Abreise doch noch in den Genuss von Einhandmischarmaturen, einer Spülmaschine und warmen Räumlichkeiten. Natürlich habe ich beim Umzug nach Kräften mitgeholfen.
Das brasilianische Restaurant in Mt. Maunganui ist übrigens sehr zu empfehlen – ebenso wie Fish & Chips. Meine Letzten Tage in Neuseeland verbringe ich noch mit Reisen. Effektiv heraus kam dabei Folgendes: Ein ganzer Tag in der „Bay of Islands„, ein Tag in Auckland und zwei Tage mehr oder weniger im Bus. Von Aucklands Flughafen ging es dann weiter mit (damals noch) Air-Pacific nach Fidschi.

Südinsel

Auf der Südinsel. Dort ist zunächst mal um einiges weniger los, dafür ist die Südinsel aber um einiges schöner. Zumindest sagt man das und ich sehe auch dazu. Markantestes geologisches Merkmal der Südinsel ist der Bergrücken, der zwar schon auf der Nordinsel irgendwie anfängt, sich aber erst richtig auf der Südinsel seine 700 km entlangstreckt und 26 3000er Berge beherbergt.
Nach einer länglichen mittäglichen Fahrt auf einem abgewrackten ex-französischen Schiff landete ich in Picton. Hier wollte ich eine Nacht pennen um dann in meinen Stray-Bus über die Südinsel zu fahren. Zu dumm nur, dass ich im Hostel dann erfuhr, dass der Bus heute war und nicht morgen. Tja um einen Tag vertan… dann eben in einigen Tagen wieder. Witzig-witzig: Man sagt ja, dass man irgendwann immer Jemanden aus seinem eigenen Dorf trifft. Zwar ist München auch ein Dorf – ein Großdorf. Aber das wäre und war ja zu einfach. Für mich steht dann wohl eher Schaftlach und Umgebung an. Und siehe da: In diesem Hostel traf ich einen Heizungsbauer aus Holzkirchen. Wie der Eingeweihte weiß, nur zwei Dörfer weiter aber das nächste „Zentrum“. Und als ob das nicht genug wäre kennt er natürlich meinen Onkel Hartmut, seines Zeichens Heizungsbau-Lehrer an der weithin bekannten Berufsschule Miesbach. Da gab es dann durchaus Gesprächsstoff.
Dann ward der Tag gekommen da der Bus losfuhr. Wir da, Bus da, nur wo ist der Fahrer? Der komme angeblich etwas verspätet per Flugzeug und „Baggins“ ist erkennbar, dass er wie ein Goblin aussieht. Der Faher vor uns heißt übrigens Gollum per Spitzname. Hah, wie passend für Neuseeland, als Drehort von Herr der Ringe. Baggins hat seinen Namen allerdings von einer Kurve an der Westküste. Noch frisch, hat er mal das Gepäckabteil offen gehabt und in der Kurve 3 Bags verloren, die aber zum Glück für die Betroffenen, an verschiedenen Stellen wieder auftauchten.
Für uns ging es jedenfalls jetzt entlang der sehr dünn besiedelten und durch den Bergrücken bedingt sehr nassen Westküste. Man sagt den Westküstlern allerhand nach. Betrachtet man die Einspurigen Brücken (wo teils noch zusätzlich Eisenbahn mitfährt) scheint ein Körnchen Wahrheit daran zu sein. Nach einigen Naturschönheiten landeten wir abends für zwei Nächte auf Old Macdonnald’s farm am Abel Tasman NP. Dort kann man hübsch Wandern, was ich denn morgens auch für einen kleinen Spaziergang nutze. Abends war es dann schon ziemlich kalt. Dennoch gab es einen Spezialisten, der im Pulli den langen Weg lief und bei Dunkelheit leicht verfroren zurückkam. Am nächten Tag, es ging erst um 12:00 weiter, konnten wir noch den angebotenen Aktivitäten nachgehen. Einige zog es zum abendlich diskutierten Skydive. Mich, der das schon hinter sich hat, zog es zum Drachenfliegen. Das war ein Erlebnis! Da außer Saison arbeiteten drei Personen nur für mich. Öffneten den Schuppen, steckten mich in Kleider und später zusammen mit dem Drachenpiloten in den Drachen. Dann zog uns beide ein Leichtflugzeug in etwa 1km Höhe von wo es in ca. 20 min hinunter ging. Geil! Und billig zudem. Glück muss man auch haben: Das Wetter war klar und man hatte eine tolle Sicht.
Die nächste Station für eine Nacht war Barrytown. Ein kleines Nest. Wir schliefen in dem einzigen Hotel, dem Pub. Als Gag sollten wir uns mit allerhand verfügbarer Verkleidung ausstatten und haben so dann einen lustigen Abend verbracht. Angesichts der Kühle und anderer baulicher Faktoren war das mal wieder eine Bruchbude, die das Geld nicht wert ist.
Natürlich schöne Landschaften rechts und links. Dinge wie verschnörkelte Felsen mit hochschäumender Brandung oder kristallklares Wasser am ende einer Hängebrücke, spiegelnde Berge im See und immer die Südalpen in Sichtweite. Mal anders besehen werden die heimischen Alpen erst ins rechte Licht gerückt. Am Ende dieses Tages landeten wir in einem „Dorf“ Franz-Josef. Das ist die Ausgangsbasis für den Franz-Josef-Gletscher. Seines Zeichens von einem Ösi benannt nach dessen damaligem Kaiser. Vorgeblich der einzige Ort, wo ein Gletscher in den Urwald mündet. Abgesehen natürlich vom nebenan laufenden Fox-Gletscher. Auf jeden Fall ein Gletscher, wie man ihn sich vorstellt. Natürlich gibt es hier wieder allerhand Aktivitäten. Wir sind erstmal zwei Nächte dort geblieben. Typischerweise macht man eine mehr oder weniger lange Wanderung oder eine Heli-/Fluggzeugtour. Auf die Nacht habe ich dann noch im kleinen meinen Geburtstag gefeiert. Für den nächsten Tag habe ich mir quasi ein Geschenk gemacht und bin zum Eisklettern gegangen. Das impliziert eine kleine Wanderung. Mit dem unflexiblem Schuhwerk und im weiteren die Klettereisen daruntergeschnallt läuft sich anstrengend und quasi auf der Wirbelsäule. Wenn es dann ans Klettern geht, ist alles vergessen. Wir waren drei und ein Guide dabei. Zunächst einfaches, weißes Eis an einer sukzessive senkrechter werdenden Wand. Wenn man zuhört und ein wenig nachdenkt, was gefordert ist, geht das eigentlich ganz einfach. Als zweites mal noch eine steilere, eisigere Wand. Natürlich immer gesichert. Dazu ist der Guide hintenrum hinaufgestiegen und hat ein Seil dreifach im Eis verschraubt. Zuletzt, und das war der Höhepunkt, sind wir einzeln in ein Wasserloch (?) abgeseilt und an klarem bis weißem Eis wieder emporgeklettert. Wasser hat hier ein Ablaufloch von ca. 5m Durchmesser und 10m tiefe gefressen. Allein wäre man darin verloren. Dann ging es erschöpft wieder hinunter. Da wurde meine Wirbelsäule auf Herz und Nieren getestet! So oder so auf jeden Fall empfehlenswert und für 120€ noch nicht mal teuer.
Nun waren wieder lange Fahrten an der dünn besiedelten Westküste angesagt, schöne Haltepunkte inklusive. Eine Nacht war vor Queenstown noch einzulegen. In einem kleinen Dorf an der Hauptverkehrsader(!) inmitten eines Tales bezuckerter Berge. Klarer Himmel dazu. Toll! Das ist also ein Roadhouse à la NZ. Die Hütten für die Nacht waren ebenfalls besonders. A-Shape mit Ausbuchtung und als 8-er Zimmer ausgelegt. Wir hatten noch ein gutes Essen und ein wenig Spaß im eher kühlen Pub.
Heute gings nach Queenstown, dem Spaß- und Ferienzielort. Hier, wo der Bungy-Jump erfunden wurde und man sonst all das machen kann, was verrückt aussieht und doch nicht gefährlich ist. Also vom Speed-Boot über Canyon-Swing. Sky-Dive, Heliski bis normal Skifahren. Eigentlich toll und ohne einen Geldmangel kann einem gar nicht langweilig werden. Die ersten zwei Nächte, die ich hier per Busbuchung bleiben konnte, waren nicht so amysant. Denn die nächste Übernachtung auf Samstag war nirgends aufzutreiben. Da allerdings auch alles für mich interessante „heute“ ausgebucht war und ich nicht planen konnte, war nichtstun angesagt. In letzter Minute ergab sich dann doch noch die Möglichkeit drei Nächte bis zum nächsten Bus zu bleiben und somit konnte ich meinen Canyon-Swing und einen Tag Skifahren machen. Weiteres in einem weiteren Artikel.

Windy-Welli

So nennen die Neuseeländer ihr Kapitol, denn in Wellington weht der Wind – füwindy raini wellir Wahr und Regenwetter ist bei meiner Ankunft obendrein, sodass der Regen horizontal fällt. Die geballte Kraft der „Roaring 40ies“, eines Passatwinds auf den 40er Breitengraden, zwängen sich durch das Nadelör der 23 km breiten Cookstraße zwischen den gebirgigen Eilanden Neuseelands. Dass da hin und wieder ein steifes Lüftchen weht, leuchtet somit ein.

Früher war ja mal ein kleines Nest an der nördlichen Ostküste die Hauptstadt, ehe man Auckland zur selbigen machte. Da aber nun die Südinsulaner sich so weit entfernt des Mittelpunktes wähnten, wurde erneut die Hauptstadt gewechselt. Zur Volkswahl standen die Nester Wellington und Picton auf jeweils dem Südzipfel der Nordinsel bzw. dem Nordende der Südinsel. Wohl, weil die Mehrheit Nord lebt, wurde es Wellington. Was man aber damals nicht bedachte: Wellington liegt genau auf einer Erdfalte. Erdbeben sind hier also einigermaßen gut möglich. Bisher war ein ziemlich zerstörerisches. Die ollen historischen Gebäude hat man unterdessen mit spektakulären Unterhöhlungsaktionen sowie Versteifungen allesamt Erdbebensicher gemacht. Nun ruhen sie auf Schwingpuffern.

Wellington ist zwar klein aber um einiges angenehmer/schöneschenes wellir als Auckland. Außerdem sind die Leute weniger gehetzt. Der Vergleich Sydney<->Auckland und Melbourne<->Wellington sowie Adelaide<->Christchurch hinkt wenig. Es sind hier die Straßen einfach hübscher gemacht, es steht überall ein wenig Kunst herum und die Häuser werden weniger schnell flach (was wohl auch an den geografischen Gegebenheiten liegt). Hier stehen die ganzen Hochhäuser der Banken, der internationalen Corporations, die Post, die Telecom und die Regierung. Selbige sitzt in drei Gebäuden, von denen das ungewöhnlichste Bee-Hive heißt. Selbstredend natürlich heißt es nur seiner Form wegen so, nicht etwa weil die Amtsträger darin den Fleiß von Bienen an den Tag legten. Daneben gibt es noch das eigentliche Parlamentsgebäude sowie die heutige Regierungsbibliothek, das im viktorianischen Stil erbaute ursprüngliche Parlamentsgebäude. Macht man die Tour, so erfährt man, dass dieses Gebäude beim Renovieren komplett abgebrannt ist und man es wieder aufbaute. Praktischerweis‘ waren da dann alle wertvollen Gemälde im Depot. Nur die identischen Fliesen und Teppiche wie sie auch in den Englischen Regierungsdomizilen sind, waren ein Problem. Doch auch das konnte mittels der noch beehiveregbiblioregir3existierenden Traditionsfirma in England gelöst werden. Hier gefällt scheinbar diese Nachmacherei und Monarchisterei (Es werden Maces(Keulen) von Würdenträgern getragen). Ich finde es eher billig und unpassend. Schließlich hat man ja keine mittelalterliche Rittertradition. Vielleicht weil man keine Sirs hat, aber wohl um Amtswege zu verkürzen hat man die rote Kammer kurzerhand abgeschafft. Gesetze müssen also nur das Parlament passieren um gültig zu werden. Aus Deutschland hat man übrigens das zweiteilige Verhältniswahlrecht als einziges Element übernommen. Gegenüber der leicht unbeliebten Railway Station befindet sich das größte Holzhaus des Landes. So gebaut, dass man auf den ersten Blick meint, es sei ein Steinhaus. Unweit steht die hölzerne Traditionskirche St.Pauls.

Durch Wellington und seine Vororte fährt ein Trolleybus. Der kränkelt wohl wegen Trolley Busseiner alten Garnituren mehr als seine schweizer Pendatns, tut aber seinen Dienst. Die Vororte sind durch recht hohe Hügel von der City getrennt. Auf Mt. Wellington fährt die berühmte Cable car, eine steile seilbetriebene Eisenbahn. Von dort kann man die City überblicken und den Botanischen Garten erwandern. Gegenüber sitzt Mt. Victoria, den man zu Fuß durch Mittelerde-Wälder erklimmt und einen Blick auf City sowie den Vorort Lyal Bay mit seinem Sufstrand und dem Flughafen hat. Es ist schon faszinierend, den Flugzeugen zuzusehen, wie sie in die Bucht einfliegen und dann gekonnt auf der in der Ferne flimmernden Landebahn landen. Wie ich oben war gab es neben Wind noch Sonne und eine Regenfront. Resultat war ein Regenbogen, der vom Flughafen hinüber bis in die City reichte. Hauchdünn aber cool!

Ich habe in Wellington erst einmal dringend benötigte Besorgungen (neues Duschgel?) erledigt und mal wieder die Wäsche auf Vordermann gebracht. Ob des Regens kommt man nur halb-nass durch, da in der Innenstadt fast alles mit Vordächern ausgerüstet ist. Bei dieser geballten Konzentration an IT-Lastigen Unternehmungen war für mich klar, dass ich mich hier um potentielle Jobs bewerben musste. Die Stadt selbst hat mir dies mit ihrer Erscheinung natürlich leichter gemacht. Einige Bewerbungen und ein wenig mit meinem „Looking 4 Job“-T-Shirt herumgelaufen, schon waren die Agenturen mit mir zusammengesessen. Mit einem doofen Übernachtungsausflug nach Palmerston North sowie km-weise den Koffer durch Regen ziehen war ich letztlich fast zwei Wochen in Wellington. Ich wollte eben den Monatswechsel abwarten. Da sich aber bis kurz danach nichts ergab, bin ich mittags auf die Fähre gehüpft und habe mir die Südinsel vorgenommen.

Das eine oder andere Mal hatte ich sogar schönes Wetter. Ins Te Papa, das Nationalmuseum bin ich dreimal hinein und habe es doch nicht komplett gesehen. Zu wenig Zeit oder zu Viele Leute (Kein Platz vor lauter Schulklassen). Was ich aber sah, ist ein gestandenes Museum, das was für jeden hat. Natürlich werden hier mal wieder die Natur des Landes, die Einwanderung der Langnasen thematisiert; aber auch die Kultur der Maori und die der Neuseeländischen Inseln sind hier ganze Teile des Museums Wert. Sonst findet hier die eine oder ander Veranstaltung statt, wozu einige Räume abgestellt sind. Immer wieder gibt es Ecken um Dinge für Kinder begreiflich zu machen.

Zwischen Auckland und Wellington


Nachdem ich bis dato keinerlei Neuseeland sondern nur Neuseestadt gesehen hatte wurde es also Zeit, hinauszukommen. Nächster Tag, 7 Uhr kam erst ein fremder Bus mit Platten und dann auch gleich unser „Stray“-Bus. Dieses von mir gebuchte Busunternehmen reklamiert für sich, ungewöhnlichere Orte anzusteuern und das reifere Publikum zu haben. Neuseeland ist sehr gut mit 3 derartigen Unternehmen erschlossen und da es eher eindimensional ist und es nicht so viele Siedlungen gibt, kommt man so quasi überall hin.

Unser erster Stop führte uns nach Hahei, einem typischen Sommerhausort, in ein Caravan Park /Hostel. Auf dem Weg dorthin, über Berge und Felder, konnte man die sichtbar andere, urzeitlichere Flora Neuseelands sehen. Man sieht auch die eine oder andere erhebliche Veränderung durch den Menschen, wie Rodung und Wiederaufforstung ganzer Bergkuppen oder die Resultate der Haltung von Huftieren. Die natürliche Erosion an den Hängen ist zum Teil gut sichtbar, da es sich um recht weichen Tonmergel handelt, der sich dort aufgetürmt hat. In Hahei selbst konnten die Mutigen sich in Seekajaks werfen und die weniger Mutigen durften die Gesteinsformation „Cathedral Cove“ per pedes erkunden. Ein schöner Spaziergang. Der Abend klang in der örtlichen Feuerwehr aus, deren Aufenthaltsraum zum allgemeinen Rugbyschauen (mit Bierverkauf) bereit stand. Es ging um das immens wichtige Duell England „POMs“ (Prisenors of her Majesty) gegen Neuseeland „All Blacks“.

Es folgte ein weiterer Tag mit Busfahren und kleinen Tätigkeiten ehe wir in einem faszinierenden Hostel in der Surfertown Ragalen landeten. Leicht auf einem Berg, geht es dort einfach hippymäßig relaxt zu. Entsprechend bemalte Hütten und eben einfach die Atmosphäre. Dies, obwohl es nicht gerade warm und in des nächtens gar kalt wurde. Es ist aber doch eher für den Sommer gebaut. Die mutigen under uns konnten einen Surf-Kurs buchen oder einfach nur ein Board + Neopren ausleihen und an einem Strand mit perfektem Wellengang dem Surferdasein fröhnen. Hernach wartete eine heiße Sauna auf uns durchgefrohrenes Pack.

Auf der Straße zurück fuhren wir wieder mal durch tolle Landschaften und gelangten in eine höhere Gegend. Hier sind die Waitomo Höhlen. Wir hatten Gelegenheit verschiedene Höhlen, einer Expedition gleich, zu durchwandern. Für mich und einige meiner Gruppe kam das „Tubing“ infrage. Zwei Guides statteten uns mit Neoprenanzügen, Helmen und Gummistifeln aus und dann ging es in die feuchten Tiefen. Durch Tropfsteinteile und durch Wasser und Geröll ausgeschliffene Abschnitte. Wir durften durch eisiges Wasser schwimmen und uns probehalber durch Engstellen zwängen. Der Höhepunkt war dann ein heißes Getränk uns Schokoriegel in nahezu Dunkelheit auf einem Fels in der Höle sowie das rükwärtige liegen auf einem Autoreifen mit ausem Licht. Nur beleuchtet durch die Glowworms, die an der Decke der Höhle einige türkiese Photonen freisetzten. Ab einer gewissen Anzahl genügte das Licht um Umrisse zu sehen. Nach Verlassen der Höhle und einer kleinen Wanderung zum Umkleideschuppen brachte eine spartanische aber heiße Dusche Erleichterung. Die Fart ging weiter in das Küstenörtchen Maketu, wo wir unsere Maori-Erfahrung hatten: Ein Haus mit zwei Räumen. Im einen gab es zunächst ein Essen, im anderen, wo wir später auf Matratzen schlafen sollten, gab es eine Vorführung des Hakka-Tanzes und eines Frauentanzes der Maori (die Familie des Hostes). Nach der Vorführung ging es an uns, den Hakka zu lernen und uns selbst eine Aufführung zu geben. Hier habe ich dann mein Handtuch und mein Duschgel gelassen (mal wieder).

Weiter im Bus näherten wir uns heute Rotorua. Mitten im Land ist hier die Erdkruste besonders dünn. An manchen Stellen kommt aus vielen Löchern Schwefelhaltiger Dampf und lässt die Felsen rundherum gelb werden. Entsprechend riecht die ganze Stadt. Schlammlöcher blubbern, heiße Wasserlöcher oder Seen dampfen in der kühlen Luft und in entsprechenden Parks gibt es auch Geysiere (den ein Mitarbeiter übrigens mit etwas Waschpulver getriggert hat, da er sonst irgendwo zwischen 24-36h ausbricht). Die meisten in unserem Bus entschieden sich, drei Tage dort zu bleiben. Ich und meine Mädels haben es uns den ganzen Regentag lang in den Thermalquellen gut gehen lassen. Sonst gabs noch eine gemietete Autofahrt zum Thermalpark und jede Menge Spaß in den Pubs und Wanderungen entlang des Sees. Kurz vor Abfahrt haben einige von uns inkl. mir noch die lokale Erfindung „zorbing“ ausprobiert, wo man in solch Plastikbällen den Hang herunterrollt.

Der nächste Busfahrer, in dessen Bus nicht alle hineinpassten, führte uns nach Taupo. Ein langweiliger Ort. Man kann hier zwar die billigsten Bungys und Tandemfallscirmsprünge machen, aber auch nur bei gutem Wetter. Das Hostel war Mist und so war ich froh, als es um 6 Uhr weiter ging.

Die Station dieses Tages war der Tongariro Nationalpark. Fantastisch, wie das schneebedeckte Vulkanmassiv vor uns auftaucht. Wir stoppen an einer tankstellenähnlichen Einrichtung. Hier bekommen alle willigen eine Ausrüstung um am nächsten Tag die Tongariro Crossing, eine Bergwanderung zu machen. Ich bin verschnupft und entscheide mich für die kleine ungeführte Wanderung. Wir übernachten in einem hübschen Hostel, das fast ein Hotel ist. Das Crossing, so erzählte man mir war geil, meine 2h-Wanderung hat mir aber von der Ansicht her auch hervorragend gefallen. Hier konnte ich mal wieder die Flora studieren: Obwohl des Nächtens unter 0°C haben die Palmen, Farne und Laubbäume hier grüne Kleider an. Die neuseeländischen Bäume kennen das Merkmal „Laubverlust im Winter“ nicht. Entsprechend einfach kann man im Winter auch die importierten von den einheimischen Bäumen unterscheiden. Einige, wie die kanadische Pinie wachsen hier wie die Made im Speck. Nach zwei Nächten auf 900m Seehöhe führt uns eine lange Fahrt durch endlose Landschaften schließlich in die neuseeländische Hauptstadt, nach Wellington.

Auckland

Mein erster Kontakt mit Neuseeland. Es dauerte einige Minuten ehe ich Hafen Aucklandmeinen Koffer hatte und die biologische Immigration hinter mir und den ersten Schritt unter neuseeländischen Himmel tun konnte. Überrascht war ich dann doch über die doch recht warmen 16°C um 8 Uhr Ortszeit. Immerhin war es früh und Winter! Und da der Tag fort schritt und ich problemlos in einem Hostel in der Aucklander Innenstadt unter kam, wurde es gar noch wärmer.

Anfangs noch mit Enthusiasmus, später mit müder werdenden Schritten, lief ich die nähere Umgebung (Food Court, Banken) und die famose Queen Street ab und sammelte erste Eindrücke, sowohl des Angebots, als auch der Preise und der Umgebung betreffend. Da ich in den acht Stunden Flug, die ja schon um 18 Uhr begannen, lieber geredet und gelesen denn geschlafen habe war der Tag für mich schon zu Mittag gelaufen. Mit Müh und Not schaffte ich den Nachmittag, war aber ab 17:00 zu Bette. Schlief, ungestört des samstäglichen Nachtlebens bis 3:00, ehe mich Hunger und generelle Schlaflosigkeit hinaustrieben. Mit letztem Geld ergatterte ich mir einen Nudelsuppentopf vom 24h-Korea-Shop und ließ mir das mit einen Kaffee im 24h Café servieren. Mit der dadurch erworbenen Stunde Internet und meinem Laptop konnte ich meine allfälligen Kontobewegungen machen, ohne die ich jetzt mittellos wäre.

Etwa um 4:00 machte ich mich zum nächsten Geldautomaten, um mich mit lokaler Währung einzudecken. Just fertig und einige Meter gegangen begrüßt mich spontan ein betrunkener Kiwi, wie sich die weißen Bewohner selbst nennen, mit offenen Armen. Spontan öffne ich ebenfalls meine Arme und wir geben uns einen kleiTürkennen Druck, wechseln einige nette Worte, er heißt mich Willkommen und wir trennen uns, beide Lebensfreude versprühend. Das war eine Begrüßung! Als um 8:30 der Food Court aufmacht ist für mich bereits Mittag angesagt. Dieser Tag wurde mit allerlei Erkundung und Besorgung noch recht lange.

Wenn man dann mal geistig und Körperlich da ist, stellt man Erstaunliches fest. So z.B. dass die Banken, wie auch alle anderen Geschäfte am Sonntag geöffnet haben. Dass Auckland ein Hort von Koreanern ist, Dass es mehr Coffee-Shops als sonst etwas gibt. Oder dass es gar fast warm wird, da Auckland auf dieser langen Doppelinsel auf der Höhe von Sydney ist.

Neuseeland hat ja nur 4,5 Mio. EW, von denen sich etwa 1,3 Mio. allein im Raum Auckland befinden. Da hier ebenfalls gerne sehr flach gebaut wird, erstreckt sich Auckland auf eine Fläche, so groß wie London, dass allerdings etwa 6 Mio. EW hat.

Auckland ist ähnlich wie Rom auf 7 Hügeln, auf 24 Vulkankegeln erbaut. Selbige sind aber seit langer Zeit erloschen, da es sich um so Einmalvulkane handelt. Entsprechend gestaltet sich die gesamte Stadt recht bergig. So muss man im CBD auf der Queen Street durchaus steil hinaufsteigen. Manchmal wähnte ich mich in Melbourne. Dazu war es im CBD aber dann doch im nächsten Moment Queenstreetvulkan in Aklzu klein und zu bergig. Man bekommt durchaus etwas von der dortigen Lebensqualität mit, die sich unter Anderem darin zeigt, dass sehr viele ein Segelboot besitzen und sich Auckland den Umständen entsprechend mit dem Slogan „Citiy of Sails“ beschreibt. Geografischerweis sei noch erwähnt, das sich Auckland genau über einer Landenge zwischen dem Pazifik und der Tasman-See erstreckt und man daher vom Skytower aus diese 21km überblicken kann. Dieser Skytower, heute das Wahrzeichen einer prosperen Stadt, ist etwa 300m hoch und gestattet neben dem üblichen Aussichts-Skytower bei Nacht und Restaurantbesuchen auch kontrolliertes Fallen entlang von Drahtseilen und das angekettete besteigen einer 1m breiten, geländerfreien Rundum-Plattform. Zweiteres habe ich gemacht — nur um mir zu beweisen, dass man nicht fällt, wenn man an der Kante steht und kein Geländer hat, eben weil man stehen kann, es sozusagen lange genug geübt hat. Einer US-Stadt ähnlich spielt sich im CBD nur das halbe Leben ab. Weitere wichtige Mittelpunkte finden sich in den Suburbs, den anderen Städten, aus denen Auckland gebaut ist. Dort gibt es dann feine Fischmärkte, trendige Wohnviertel und Badestrände. Verbunden unter anderem mit der Harbour-Bridge.

Aussicht von der BrückeHarbourBridgeDies zu erfahren habe ich bei Halbzeit eine Stadttour gebucht, die uns in diverse Teile geführt hat und eine Besteigung der Harbour-Bridge inkludiert hatte. Am höchsten Punkt unter der Fahrbahn angekommen landeten wir in einem hängenden Raum. Hier, so wurde uns erklärt, könne man jetzt recht spontan einen Bungy-Sprung über 40m machen. Um 90 NZ$ sogar den günstigsten des Landes. Nach etwas Zögern, Ermunterung durch Andere und eine gehörige Portion Spontanität habe ich es dann gewagt. Geil. Es ist zunächst eine Überwindung aber als rational denkender Mensch ist einem recht schnell klar, dass man da nicht lange zögern braucht, da es an der Situation nichts ändert. Dann dreht man erst mal animalisch und durch Adrenalin gelenkt durch, da man in einer scheinbar gefährlichen, total unbekannten Lage ist. Kurz drauf spürt man, dass sich die Beschleunigung in eine Bremsung verwandelt und man sich doch in Sicherheit befindet (man fühlt wieder die gute alte Gravitation) und ab da findet man es toll. Wieder oben angekommen ist man noch einige Zeit Gelee artig, ehe der Körper das Adrenalin verdaut hat. Empfehlung!

Trendiges suburbNoch hier und da was gemacht, ein wenig Jobsuche betrieben, ein Bankkonto eröffnet, SIM-Karte gekauft und schwubs war die Woche um. Eine Nacht noch und dann musste was geschehen oder nicht. In der letztmöglichen Minute habe ich noch eine der Bustouren gebucht und war am nächsten Tag auf Reisen. Nach einiger Abwägung für mich das Richtige, da noch etwas jetlagig und so von Organisation relativ befreit. Campervan schied aus, da es zu kalt ist, um im freien zu übernachten. Auto wäre möglich gewesen, aber hätte mehr Arbeit (und verm. Kosten) als der Bus bedeutet.

skywalkNachtszene