Ein Laster unserer Zeit?

Das Laster, es war schon seit der Antike bekannt und benannt als das Animalische im Menschen, das Schlechte. Es zu zügeln war daher schon immer das Bestreben des aufgeklärten Menschen und nicht zu vergessen der Religionen. Praktischerweise tritt es hier in einer Kirche mal wieder krass zutage. Muss das sein?

Es

Massen von Instasüchtlingen in einer Kirche in Porto beim Ostergottesdienst
Massen von Instasüchtlingen in einer Kirche in Porto beim Ostergottesdienst

Hier sieht man eine Horde unreflektierter Wesen beim fanatischen „Momentfesthalten“ in einer Kirche in Porto während des Ostergottesdienstes. Schlimm ist, dass mehr als die Hälfte die Aufnahme vertikal statt horizontal macht. Schlimmer jedoch die Form der Respektlosigkeit. Man kann ja eine Kirche von innen fotografieren oder aufzeichnen, aber doch bitte nicht während einer sakralen Feier. Nicht zuletzt geht es sogar um Datenschutz. Wenn diese Videos/Bilder auf Insta oder sonstwo öffentlich zur Schau gestellt werden sind da auch Personen drauf. Und damit ist ja praktisch die Religionszugehörigkeit (ein persönliches Detail) öffentlich gemacht. Könnte ja sein, dass irgendwann die Christenverfolgung kommt und der IS auf Insta alle Christen ausfindig macht….

Analyse

Eigentlich sind sie ja arme Wesen, da sie krampfhaft versuchen, den Moment festzuhalten. Es wird ihnen aber kaum gelingen und überdies haben sie den Moment gar nicht vollends selbst wahrgenommen, da sie mindestens zur Hälfte mit dem Filmen beschäftigt sind. Vielleicht sind sie auch alle einsam und leben in der Vorstellung demnächst mit irgendwem retrospektiv diesen Moment gemeinsam zu erleben. Aber der Andere wird diesen Moment anhand der Aufnahme nur schlecht bis gar nicht erleben und es als eher lästig empfinden. Es werden so viele verwackelte Aufnahmen gemacht, die sogar am Ende nie angesehen werden. Jedoch, es scheint zu beruhigen, wenn man zumindest gefühlt eine Kopie des Moments hat – selbst wenn man sich das nie wieder ansieht…

Man könnte ihnen jetzt auch eine Geltungssucht unterstellen. „Ich bin das Zentrum meines Bekanntenkreises, und alle interessieren sich furchtbar für das, was ich erlebe. Ich bin gar verpflichtet, regelmäßig Bilder und Videos weiterzugeben“. Zumindest aber eine nicht weitergehend reflektierte Geltungswahrnehmung. Eigentlich sind es ja arme Geschöpfe…

Tja, der Individualismus von heute besteht wohl darin, freiwillig dort zu sein, wo sowieso schon jeder ist.

Appell

Leute, die ihr das hier lest, bitte denkt über diese Worte nach. Reflektiert Euch selbst, was ihr warum und wann fotografiert/filmt. Oder denkt an die Leute, auf die Ihr die Objektive zielt, wie die das wohl empfinden. Oft ist man sich der Sinnlosigkeit oder der Impertinenz seines Tuns gar nicht bewusst. Also fotografiert/filmt lieber mal seltener als öfters.

Plastikfolie

Schuhe in einem Laden

Daran haben sowohl die Araber als auch die Chinesen einen gefressen. Durchsichtige Plastikfolie ist für beide die Erfüllung zweier konträrer feuchter Träume: Schöne Stoffe in öffentlichen Räumen/Hotels/Autos zu haben und dass sie dabei gleichzeitig nicht abgenutzt werden. So kann jeder den Anblick des Stoffes genießen, ihn benutzen und nicht einmal ein feuchter Hintern kann ihm Schaden zufügen. Sogar Staubwischen wird möglich, alles sieht schöner, glänzender aus und ward für die Ewigkeit ….. In etwa so sieht es in den Köpfen vieler Araber und Chinesen aus.

Die Expression derselben Gedanken fand ich z.B. in Katar, wo man regelmäßig die „Originalverpackung“ der Autositze, also weißliche Folien, auf denselben beließ und sich selbst darauf platzierte. Anscheinend dachte man, man könne derart einer womöglichen Abnutzung oder einer Verschweißelung der Sitze (es ist ja regelmäßig sehr heiß dort) vorbeugen. Vielleicht sitzt aber auch öfters ein Inder darin und da möchte man das eigene Auto nicht zu nah an diesen hereinbringen. Um den eigenen Sitzkomfort macht man sich scheinbar weniger Gedanken – Hauptsache geschützt.

In Katar, aber auch HK/Macau bin ich regelmäßig auf an sich Stoff bezogene Holzstühle geraten, deren Stoffoberflächen mit transparenter Folie überzogen sind. Findet sich auch zu Hause bei dem einen oder anderen schlechter integrierten Chinarestaruant. Auch dort ist es scheinbar das höchste der Gefühle möglichst noch in 100 Jahren das unversehrte Stoffmuster durch vergilbte, schäbige und klebrig erweichte PVC-Folie zu betrachten.

Meisterhaft waren die Casinobusse in Macau. Deren komplette Sitzgarnitur bestand primär aus handelsüblichen velourbezogenen Sitzen. Sekundär war aber eine Garnitur Plastikfoliensitzüberzüge darübergezogen. Da es dort immer feuchtheiß ist, wohl als Verschweißelungsschutzmaßnahme gedacht – dann kann man von unten her im eigenen Schweiße baden.

Den Vogel abgeschossen aber haben diverse Schuhgeschäfte in Macau. In deinem solchen war eine Angestellte redlich damit beschäftigt, Turnschuhe, die dieses Geschäft in der Hauptsache, aber nicht ausschließlich, verkauft, dicht anliegend in Plastikfolie einzupacken. In den Regalen und Schaufenstern konnte man das Produkt dieser Bemühungen in vielfacher Ausführung bewundern. Schuche, die einen im Scheinwerferlicht blendeten und die man weder berühren, fühlen, richtig

ansehen noch probieren konnte. Dafür sind sie jetzt einfach mit einem Staublappen oder auch -wedel von Staub frei zu halten, was angesichts ihrer, aus westlicher Sicht, schlechteren Verkaufbarkeit auch ange

bracht scheint. Aber vielleicht mögen das ja chinesische Kunden gerade.

Am Ende gibt es aber auch bei uns diverse Plastikfolienfäns. Diese lassen gerne Folien auf Handyanzeigen kleben, welche sich im Laufe der Verwendung des Telefons durchaus zerlegen und hässlich werden. Eben weil sie weniger Beständig sind, als die eigentliche Oberfläche. Der Besitzer hat dann weniger „Genuss“ von seinem Gerät – alles nur, um beim womöglichen Verkauf einen im unbekannten Maße

höheren Preis zu erzielen. Oder?

Dann gibt es noch etwas, das die zwei Hemisphären entzweit. Während die Amis und andere Westler Wasser nur kalt, kälter am kältesten trinken (weil es sonst nicht schmeckt), machen die Chinesen genau das Gegentum: Auf der anderen Erdhälfte serviert man heißes Wasser. Wahrscheinlich auch weil es nur so schmeckt. Tja ist eben genau Geschmackssache oder Chlor+Bakterien-Sache ?