Nachdem ich bis dato keinerlei Neuseeland sondern nur Neuseestadt gesehen hatte wurde es also Zeit, hinauszukommen. Nächster Tag, 7 Uhr kam erst ein fremder Bus mit Platten und dann auch gleich unser „Stray“-Bus. Dieses von mir gebuchte Busunternehmen reklamiert für sich, ungewöhnlichere Orte anzusteuern und das reifere Publikum zu haben. Neuseeland ist sehr gut mit 3 derartigen Unternehmen erschlossen und da es eher eindimensional ist und es nicht so viele Siedlungen gibt, kommt man so quasi überall hin.
Unser erster Stop führte uns nach Hahei, einem typischen Sommerhausort, in ein Caravan Park /Hostel. Auf dem Weg dorthin, über Berge und Felder, konnte man die sichtbar andere, urzeitlichere Flora Neuseelands sehen. Man sieht auch die eine oder andere erhebliche Veränderung durch den Menschen, wie Rodung und Wiederaufforstung ganzer Bergkuppen oder die Resultate der Haltung von Huftieren. Die natürliche Erosion an den Hängen ist zum Teil gut sichtbar, da es sich um recht weichen Tonmergel handelt, der sich dort aufgetürmt hat. In Hahei selbst konnten die Mutigen sich in Seekajaks werfen und die weniger Mutigen durften die Gesteinsformation „Cathedral Cove“ per pedes erkunden. Ein schöner Spaziergang. Der Abend klang in der örtlichen Feuerwehr aus, deren Aufenthaltsraum zum allgemeinen Rugbyschauen (mit Bierverkauf) bereit stand. Es ging um das immens wichtige Duell England „POMs“ (Prisenors of her Majesty) gegen Neuseeland „All Blacks“.
Es folgte ein weiterer Tag mit Busfahren und kleinen Tätigkeiten ehe wir in einem faszinierenden Hostel in der Surfertown Ragalen landeten. Leicht auf einem Berg, geht es dort einfach hippymäßig relaxt zu. Entsprechend bemalte Hütten und eben einfach die Atmosphäre. Dies, obwohl es nicht gerade warm und in des nächtens gar kalt wurde. Es ist aber doch eher für den Sommer gebaut. Die mutigen under uns konnten einen Surf-Kurs buchen oder einfach nur ein Board + Neopren ausleihen und an einem Strand mit perfektem Wellengang dem Surferdasein fröhnen. Hernach wartete eine heiße Sauna auf uns durchgefrohrenes Pack.
Auf der Straße zurück fuhren wir wieder mal durch tolle Landschaften und gelangten in eine höhere Gegend. Hier sind die Waitomo Höhlen. Wir hatten Gelegenheit verschiedene Höhlen, einer Expedition gleich, zu durchwandern. Für mich und einige meiner Gruppe kam das „Tubing“ infrage. Zwei Guides statteten uns mit Neoprenanzügen, Helmen und Gummistifeln aus und dann ging es in die feuchten Tiefen. Durch Tropfsteinteile und durch Wasser und Geröll ausgeschliffene Abschnitte. Wir durften durch eisiges Wasser schwimmen und uns probehalber durch Engstellen zwängen. Der Höhepunkt war dann ein heißes Getränk uns Schokoriegel in nahezu Dunkelheit auf einem Fels in der Höle sowie das rükwärtige liegen auf einem Autoreifen mit ausem Licht. Nur beleuchtet durch die Glowworms, die an der Decke der Höhle einige türkiese Photonen freisetzten. Ab einer gewissen Anzahl genügte das Licht um Umrisse zu sehen. Nach Verlassen der Höhle und einer kleinen Wanderung zum Umkleideschuppen brachte eine spartanische aber heiße Dusche Erleichterung. Die Fart ging weiter in das Küstenörtchen Maketu, wo wir unsere Maori-Erfahrung hatten: Ein Haus mit zwei Räumen. Im einen gab es zunächst ein Essen, im anderen, wo wir später auf Matratzen schlafen sollten, gab es eine Vorführung des Hakka-Tanzes und eines Frauentanzes der Maori (die Familie des Hostes). Nach der Vorführung ging es an uns, den Hakka zu lernen und uns selbst eine Aufführung zu geben. Hier habe ich dann mein Handtuch und mein Duschgel gelassen (mal wieder).
Weiter im Bus näherten wir uns heute Rotorua. Mitten im Land ist hier die Erdkruste besonders dünn. An manchen Stellen kommt aus vielen Löchern Schwefelhaltiger Dampf und lässt die Felsen rundherum gelb werden. Entsprechend riecht die ganze Stadt. Schlammlöcher blubbern, heiße Wasserlöcher oder Seen dampfen in der kühlen Luft und in entsprechenden Parks gibt es auch Geysiere (den ein Mitarbeiter übrigens mit etwas Waschpulver getriggert hat, da er sonst irgendwo zwischen 24-36h ausbricht). Die meisten in unserem Bus entschieden sich, drei Tage dort zu bleiben. Ich und meine Mädels haben es uns den ganzen Regentag lang in den Thermalquellen gut gehen lassen. Sonst gabs noch eine gemietete Autofahrt zum Thermalpark und jede Menge Spaß in den Pubs und Wanderungen entlang des Sees. Kurz vor Abfahrt haben einige von uns inkl. mir noch die lokale Erfindung „zorbing“ ausprobiert, wo man in solch Plastikbällen den Hang herunterrollt.
Der nächste Busfahrer, in dessen Bus nicht alle hineinpassten, führte uns nach Taupo. Ein langweiliger Ort. Man kann hier zwar die billigsten Bungys und Tandemfallscirmsprünge machen, aber auch nur bei gutem Wetter. Das Hostel war Mist und so war ich froh, als es um 6 Uhr weiter ging.
Die Station dieses Tages war der Tongariro Nationalpark. Fantastisch, wie das schneebedeckte Vulkanmassiv vor uns auftaucht. Wir stoppen an einer tankstellenähnlichen Einrichtung. Hier bekommen alle willigen eine Ausrüstung um am nächsten Tag die Tongariro Crossing, eine Bergwanderung zu machen. Ich bin verschnupft und entscheide mich für die kleine ungeführte Wanderung. Wir übernachten in einem hübschen Hostel, das fast ein Hotel ist. Das Crossing, so erzählte man mir war geil, meine 2h-Wanderung hat mir aber von der Ansicht her auch hervorragend gefallen. Hier konnte ich mal wieder die Flora studieren: Obwohl des Nächtens unter 0°C haben die Palmen, Farne und Laubbäume hier grüne Kleider an. Die neuseeländischen Bäume kennen das Merkmal „Laubverlust im Winter“ nicht. Entsprechend einfach kann man im Winter auch die importierten von den einheimischen Bäumen unterscheiden. Einige, wie die kanadische Pinie wachsen hier wie die Made im Speck. Nach zwei Nächten auf 900m Seehöhe führt uns eine lange Fahrt durch endlose Landschaften schließlich in die neuseeländische Hauptstadt, nach Wellington.
Mein erster Kontakt mit Neuseeland. Es dauerte einige Minuten ehe ich meinen Koffer hatte und die biologische Immigration hinter mir und den ersten Schritt unter neuseeländischen Himmel tun konnte. Überrascht war ich dann doch über die doch recht warmen 16°C um 8 Uhr Ortszeit. Immerhin war es früh und Winter! Und da der Tag fort schritt und ich problemlos in einem Hostel in der Aucklander Innenstadt unter kam, wurde es gar noch wärmer.
Anfangs noch mit Enthusiasmus, später mit müder werdenden Schritten, lief ich die nähere Umgebung (Food Court, Banken) und die famose Queen Street ab und sammelte erste Eindrücke, sowohl des Angebots, als auch der Preise und der Umgebung betreffend. Da ich in den acht Stunden Flug, die ja schon um 18 Uhr begannen, lieber geredet und gelesen denn geschlafen habe war der Tag für mich schon zu Mittag gelaufen. Mit Müh und Not schaffte ich den Nachmittag, war aber ab 17:00 zu Bette. Schlief, ungestört des samstäglichen Nachtlebens bis 3:00, ehe mich Hunger und generelle Schlaflosigkeit hinaustrieben. Mit letztem Geld ergatterte ich mir einen Nudelsuppentopf vom 24h-Korea-Shop und ließ mir das mit einen Kaffee im 24h Café servieren. Mit der dadurch erworbenen Stunde Internet und meinem Laptop konnte ich meine allfälligen Kontobewegungen machen, ohne die ich jetzt mittellos wäre.
Etwa um 4:00 machte ich mich zum nächsten Geldautomaten, um mich mit lokaler Währung einzudecken. Just fertig und einige Meter gegangen begrüßt mich spontan ein betrunkener Kiwi, wie sich die weißen Bewohner selbst nennen, mit offenen Armen. Spontan öffne ich ebenfalls meine Arme und wir geben uns einen kleinen Druck, wechseln einige nette Worte, er heißt mich Willkommen und wir trennen uns, beide Lebensfreude versprühend. Das war eine Begrüßung! Als um 8:30 der Food Court aufmacht ist für mich bereits Mittag angesagt. Dieser Tag wurde mit allerlei Erkundung und Besorgung noch recht lange.
Wenn man dann mal geistig und Körperlich da ist, stellt man Erstaunliches fest. So z.B. dass die Banken, wie auch alle anderen Geschäfte am Sonntag geöffnet haben. Dass Auckland ein Hort von Koreanern ist, Dass es mehr Coffee-Shops als sonst etwas gibt. Oder dass es gar fast warm wird, da Auckland auf dieser langen Doppelinsel auf der Höhe von Sydney ist.
Neuseeland hat ja nur 4,5 Mio. EW, von denen sich etwa 1,3 Mio. allein im Raum Auckland befinden. Da hier ebenfalls gerne sehr flach gebaut wird, erstreckt sich Auckland auf eine Fläche, so groß wie London, dass allerdings etwa 6 Mio. EW hat.
Auckland ist ähnlich wie Rom auf 7 Hügeln, auf 24 Vulkankegeln erbaut. Selbige sind aber seit langer Zeit erloschen, da es sich um so Einmalvulkane handelt. Entsprechend gestaltet sich die gesamte Stadt recht bergig. So muss man im CBD auf der Queen Street durchaus steil hinaufsteigen. Manchmal wähnte ich mich in Melbourne. Dazu war es im CBD aber dann doch im nächsten Moment zu klein und zu bergig. Man bekommt durchaus etwas von der dortigen Lebensqualität mit, die sich unter Anderem darin zeigt, dass sehr viele ein Segelboot besitzen und sich Auckland den Umständen entsprechend mit dem Slogan „Citiy of Sails“ beschreibt. Geografischerweis sei noch erwähnt, das sich Auckland genau über einer Landenge zwischen dem Pazifik und der Tasman-See erstreckt und man daher vom Skytower aus diese 21km überblicken kann. Dieser Skytower, heute das Wahrzeichen einer prosperen Stadt, ist etwa 300m hoch und gestattet neben dem üblichen Aussichts- und Restaurantbesuchen auch kontrolliertes Fallen entlang von Drahtseilen und das angekettete besteigen einer 1m breiten, geländerfreien Rundum-Plattform. Zweiteres habe ich gemacht — nur um mir zu beweisen, dass man nicht fällt, wenn man an der Kante steht und kein Geländer hat, eben weil man stehen kann, es sozusagen lange genug geübt hat. Einer US-Stadt ähnlich spielt sich im CBD nur das halbe Leben ab. Weitere wichtige Mittelpunkte finden sich in den Suburbs, den anderen Städten, aus denen Auckland gebaut ist. Dort gibt es dann feine Fischmärkte, trendige Wohnviertel und Badestrände. Verbunden unter anderem mit der Harbour-Bridge.
Dies zu erfahren habe ich bei Halbzeit eine Stadttour gebucht, die uns in diverse Teile geführt hat und eine Besteigung der Harbour-Bridge inkludiert hatte. Am höchsten Punkt unter der Fahrbahn angekommen landeten wir in einem hängenden Raum. Hier, so wurde uns erklärt, könne man jetzt recht spontan einen Bungy-Sprung über 40m machen. Um 90 NZ$ sogar den günstigsten des Landes. Nach etwas Zögern, Ermunterung durch Andere und eine gehörige Portion Spontanität habe ich es dann gewagt. Geil. Es ist zunächst eine Überwindung aber als rational denkender Mensch ist einem recht schnell klar, dass man da nicht lange zögern braucht, da es an der Situation nichts ändert. Dann dreht man erst mal animalisch und durch Adrenalin gelenkt durch, da man in einer scheinbar gefährlichen, total unbekannten Lage ist. Kurz drauf spürt man, dass sich die Beschleunigung in eine Bremsung verwandelt und man sich doch in Sicherheit befindet (man fühlt wieder die gute alte Gravitation) und ab da findet man es toll. Wieder oben angekommen ist man noch einige Zeit Gelee artig, ehe der Körper das Adrenalin verdaut hat. Empfehlung!
Noch hier und da was gemacht, ein wenig Jobsuche betrieben, ein Bankkonto eröffnet, SIM-Karte gekauft und schwubs war die Woche um. Eine Nacht noch und dann musste was geschehen oder nicht. In der letztmöglichen Minute habe ich noch eine der Bustouren gebucht und war am nächsten Tag auf Reisen. Nach einiger Abwägung für mich das Richtige, da noch etwas jetlagig und so von Organisation relativ befreit. Campervan schied aus, da es zu kalt ist, um im freien zu übernachten. Auto wäre möglich gewesen, aber hätte mehr Arbeit (und verm. Kosten) als der Bus bedeutet.
Nicht minder regnerisch als in Macau geht es in Hongkong weiter. Nachdem ich nochmals mit ausgefülltem Formular zur Einreise angetreten bin (nur um 3h später wieder abzureisen) und drin bin, stolpere ich auch schon stilecht in das im Fährhafen liegene Einkaufszentrum auf HK-Island. Mit Skywalks gen umliegender Gebäude. Passender kann ein Kurzaufenthalt nicht sein. Durch die 13:00-Fähre habe ich noch gut Zeit und kann gemütlich essen. Sogar ein Kaffee geht sich noch aus und ich kann mich der unbeweglichen Rollen des nur noch radierenden Koffers annehmen – ohne großen Erfolg. Er geht weiterhin schwer. Noch ein Schwätzchen mit den Malaysianerinnen dann sollte es mal los gehen. Es regnet, doch ich komme fast trockenen Fußes in die MRT-Station. In 20 min sollte ich am Flughafen sein. Ich schleppe mich schier endlose Wege 2 Stock tiefer. Doch zum Flughafen verkauft mir kein Automat eine Karte. Auch der Angestellte nicht – ich müsse zuerst nach Central, wieder hoch, kaufen und wieder runter etc. pp. Nach kurzer Bedenkpause beschließe ich den Bürokratenhaufen in seinem eigenen Saft schmoren zu lassen und stattdessen den nicht mal halb so teuren Bus zu nehmen. Ich schleppe mich wieder die gleichen endlosen Wege hinauf, zur ersten Bushaltestelle, zur Parallelstraße und deren Haltestellenwald, zu den Haltestellen am anderen Block, lasse mir erklären wo denn nun tatsächlich mein Bus geht und schleppe mich wieder zur ersten Straße zu Haltestellenwald Nr. 4. Als ich um die Ecke komme bremst auch schon mein Bus ein. Einen erschöpften Wink und einige flinke Sätze auf regennassem Boden weiter sitze ich erleichtert im Bus. Ein Blick auf die Uhr lässt mich sogleich wieder bangen. 16:25 und um 18:00 geht der Flieger. War da nicht was mit 2 Stunden vorher da sein und dieser Bus braucht 45-60 min. Oh-oh. Kann ich evtl. in ein Taxi umsteigen? Aber das fährt auch nicht schneller auf der Radarverseuchten Strecke. Hätte ich doch die MRT genommen… ügh. Bange 46 min und einige Fingernägel später stehe ich im Flughafengebäude. Am Check-In bin ich der erste/einzige. Die Sicherheit ist mit ca. 10 Mann schnell durch und dann war alles nur noch ein Kinderspiel — wenngleich über endlose Wege. Ehe der Jumbo tatsächlich voll beladen war verging noch ein rechtes Weilchen. Alles geklappt, aber es hätte auch schief gehen können. Allein die Schlangen des nächsten Fliegers hätten meinen Check-In scheitern lassen. Also: Lehre.
Der reinste Wahnsinn. Die Mischung dort ist einfach abgefahren wenn man erst einmal angekommen ist und eine schimmelfreie Nacht wird verbringen können. Schon zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich hätte meine Portion China für 2 Wochen gehabt. Doch das war nicht alles: Ich zog noch am Abend durch die Nacht, soweit die Füße trugen. Es dauerte durchaus bis zum nächsten Tag, ehe ich Macaus Schimmel-Image bei mir teilweise revidiert hatte. Ich habe mir Macau ja anders vorgestellt. Aber das ist ja immer so, dass man sich besser keine Vorstellung macht.
Macau liegt zunächst am gegenüberliegenden (Hongkong) Ufer des Perlflussdeltas und besteht aus einer Landzunge, auf der das Zentrum liegt und zwei weitere Inseln im Süden. Die Erste ist via 3 Brücken angebunden und par Landgewinnung zwischen den beiden Inseln werden sie bald zu einer Insel. Wie in Hongkong und wie nicht in China wird in Macau links gefahren. Der öffentliche Verkehr wird recht gut durch Busse geregelt und soll zukünftig um eine Insel übergreifende U-Bahn ergänzt werden. Klingt so ordentlich, ist in Wirklichkeit aber viel chaotischer:
Meine erste Erkenntnis galt dem Geld. Glücklich, alle HK$ restlos ausgegeben zu haben wollte man bei erster Gelegenheit genau diese haben. Keine macanesischen Pataca. Da der Kurs HK$:MOP 100:107 ist und zudem MOP keine konvertible Währung ist, nimmt man überall genauso HK$, gibt aber bevorzugt Patacas heraus. Also galt es beim nächsten Automaten HK$ zu ziehen (Abbuchung als HKD mit MOP-Kurs!!!).
Wenn man von dem Fährterminal kommt, fallen einem die monströsen Kasinobauten auf dem neugewonnenen Land als erstes ins Auge. Mit meinem finalen Hotel war ich am rande der Altstadt. Je nach Alter der Bauten bewegt man sich zwischen chaotischem 4-Stöckigen Betonhäusern mit engen Kabelüberspannten Gassen (wie in Bangkok) oder in einer ziemlich europäischen Altstadt (wie in Portugal). Teils hübsche Schwarz-Weiß-Pflasterungen. Je nach Gegend gemischt mit neutral/wohnen, chinesische Souveniershops oder den globalen Einkaufsboutiken. Enige gut befahrene Straßen führen quer durch die Altstadt auf eher schmalen Wegen. Möchte man, aus einer Gasse kommend, eine solche Straße überqueren gibt es keine Ampel, keinen Zugang. Stattdessen erhebt sich neben einem eine Rolltreppe auf, die auf eine querende Brücke führt – mehrfach. Die Kombination Rolltreppen, Altstadt auf der einen und Chaosbau auf der anderen Seite ist bizarr.
Mitten drin ist ein Friedhof, auf dem sich multikulti chinesische und christliche Gräber abwechseln. In der Kapelle in der Mitte werden Leute aufgebahrt. Unweit davon befidet sich eine andere Oase der Ruhe: Ein japanischer Garten. Vor Abreise der Portugiesen noch mal frisch hergerichtet mitsamt dem auf demselben Grund stehenden Haus, das als Galerie chinesischer Schreibkunst verwendet wird. Weiter Richtung chinesischer Grenze ist zunächst wieder portugiesisch chinesicher Chaosstil ehe sich ein Berg mit Garten erhebt. Eine Seilbahn führt hinauf. Oben gibt es einiges Kriegsgerät und Facilitäten, die allerdings nie benutzt wurden. Man hat von hier einerseits einen redlichen Blick über die Dächer der Stadt, aus denen besonders das Grand Lisboa heraussticht und andererseits gen China. Zwischen der Grenze und der Altstadt breiten sich wie in Hongkong leicht jüngere Stadtteile im Hochhausstil (15-25 stw.) aus. Arbeitet man sich durch die Altstadt in der richtigen Richtung durch, landet man bei chin. Herrenhäusern und Tempeln, die auf der anderen Straßenseite von einem auf historisch gemachten nagelneuen Casino mit Großdisplay in der Fassade kontrastiert werden.
Fortkommen kann man meistbietend zu Fuß, soweit es nicht um andere Inseln geht. Kommt man doch mal außer Atem und zufällig mal ein Taxi vorbei, schafft das relativ günstig Erleichterung. Noch günstiger sind Busse doch deren Route ist bei der fast fehlenden Betafelung ein Vabanquespiel. Trotzdem fand ich mit diesem Bis zur „Portas do Cerca“, der chinesischen Grenze. Zur rechten Zeit ist dort ein Gewusel sondergleichen – ein reger Grenzverkehr. Das historische Tor steht noch, geht allerdings unter in einem riesigen Abfertigungsgebäude über dem unterirdischen Busbahnhof. Sehr viel Chinesischer als im Stadtteil vor dem Tor ist es dahinter wohl auch nicht.
Macau ist seit 1999 an China gefallen und auch hier gilt das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“. Es ist also auch hier das Demonstrieren erlaubt, was man denn am Tage des Tienamen-Desasters auch prompt tut. Taiwanesen haben mir ein wenig übersetzt während am Kirchplatz vor dem Starbucks eine Dokumentation zu dem Massaker stattfand. Justament vor der Rückgabe haben die Portugiesen noch ein „Museo de Macau“ auf dem zentralen Berg mit dem Fort errichtet. Einerseits natürlich um das zu liefern, was ein Muss für jede Stadt ist und andererseits um sich selbst noch entsprechend darzustellen. Wenn es mal nicht regnet führen von dort oben Rolltreppen hinunter auf die Höhe des Wahrzeichens von Macau, die Paulskirche, von der nur mehr die Fassade übrig ist. Anstelle des Kirchenschiffs ist eine Fläche mit Schaufenstern in den Boden. Weiter hinten ist ein Minimuseum, in welchem man sakrale Gegenstände sowie die Reste der Krypta bewundern kann. Rechts daneben ist ein chinesisch-buddhistischer Tempel und links werden Regenschirme feilgeboten. Der Weg hinauf aus der Altstadt ist fein und gesäumt von chinesischen Souvenierläden, die freizügig Proben kandierten Schweinefleischs verteilen und sonstigen Schweinekram verkaufen. Jau.
Wird es Nacht, beginnen die Casinos bunt zu leuchten und zu blinken. Natürlich habe ich mir deren Innenleben angesehen. Gigantisch. Innen offenbart sich chinesische Herangehensweise. Klar sind sie einige Mehr aber das ist Massenabfertigung. Fährt man einige Etagen die unzähligen Rolltreppen hinauf, ergießt sich ein Meer aus Spieltischen. Je nach Zeit mehr oder weniger Besetzt. Es wird meistbietend eine Würfelvariante von Roulette gespielt – auf Glastischen, die die alle erdenklichen Kombinationen darbieten und die Gewinne auch gleich leuchtstark signalisieren. Das macht es für beide Parteien einfach. Günstig Essen ist im Casino aber nicht. Der Chinese ist eben nicht so anspruchsvoll und sowieso viel zu spielsüchtig, als dass er derart gelockt werden müsste. Das aus Las Vegas stammende Sands Casino ist noch am professionellsten und angenehmsten für Westler, wenngleich auch hier Tischmeere und ein Spezialsalon um den anderen sich ergießen. Hier hat man wohl auch Baulich auf etwas erfahenere Leute zurückgegriffen, derweil in anderen Casinos wie dem Grand Lisboa schon stellenweise der Putz wieder herunterkommt. Und im unterirdischen Einkaufszentrum des Phoenix Casinos ist noch nicht eingezogen, da schimmelt es schon. Ob im Hotel oder Casino – man bemüht sich, macht aber dumme Fehler. Zum schweizerischen Unterstatement ist ein Himmelweiter Unterschied.
Zu Essen findet man immer günstig etwas. Und meine Portion chinesisch habe ich inzwischen mehr als bekommen. Den Vogel abgeschossen hat aber die Wirtin in einem zufälligen Chinalokal. Also die Dinger mit schäbigen Tischen und hängendem Getier. Und das ging so: Ich bestellte also, schon seit 2 Stunden hungrig, irgendwas mit Schweinefleisch und zuvor versehentlich noch etwas anderes. Mit Händen und Füßen war es mir nur unter Einsatz äußersten Geschicks möglich das erste Gericht vom Zettel zu bekommen. Geliefert wurde dann ein Teller Reis mit großen Fleischstücken darauf + Stäbchen. Ich besorgte mir Besteck (Plastik :-[). Als sie erneut vorbeikam konnte ich durch geschickte Mimik zu erkennen geben, dass die Kombination Stäbchen + große Fleischstücke nicht ganz koscher ist. Sie verstand und verschwand. Nicht ahnend was folgen würde, stand sie einige Momente später mit einer Schere vor mir und war fast dabei, vor mir auf meinem Teller die Fleischstücke in Häppchengröße zu zerkleinern. Doch gelang es mir abermals, mit teils heftiger Gestik, sie von diesem Unterfangen abzuhalten. Ich stillte noch meinen Hunger und verließ wortlos das Etablissement.
Macau ist der Wahnsinn und noch viel vielfältiger und kontrastreicher als ich das hier darlegen konnte, weswegen es auch lange gedauert hat. Auffällig ist die Anzahl der Rolltreppen, die teils Moderne und die schiere Zahl an Kameras.
Macau ist das Verrückteste, was ich bisher gesehen habe und dort habe ich ach schon meine Portion China für die nächsten Wochen abbekommen. Nach dem „Bootsflug“ (Jetboote) begann eine wahre Odyssee bezüglich Hotelsuche. Immer dabei: Mein 20kg Koffer und 6kg Rucksack. Das ergibt Muskelkater. Ich habe mich zur erstbesten Offerte bei der Ankunft hinreißen lassen und gleich schon auf meine Schimmelfobie hingewiesen. Sicherheitshalber habe ich mal nur eine Nacht gebucht. Nicht das billigste aber auch nicht die teurere Kategorie. Doch immerhin 40€. Hingefahren wurde ich und als ich das Hotel sah, befürchtete ich das Schlimmste. Korrekt. Beim Betreten schwebte mir ein kühler Schimmelgeruch entgegen. 3 verschiedene Zimmer auf ebenso verschiedenen Stockwerken war ich wieder im freien – auf mich allein gestellt. Für die Refundierung des gezahlten habe ich gesorgt. Ich beginne einen Marsch durch die Stadt, vorbei an Geschäften. Es riecht nach Schimmel. Kaum 100m habe ich mich geschleppt, da will es zu regenen beginnen. Es scheitert. Ich schleppe mich in ein Buchungsbüro (richt nach Schimmel) und nerve die gnädigen Leute ca. 1h um letztlich meine Koffer dort zu lassen und nur mit dem 6kg Rucksack eine Hotelbesichtigung zu machen. Frohgemut mit meinem GPS-Händi marschiere ich gen Hotel. Doch ist das GPS noch nicht synchon. Ich weiß nicht, wo ich bin und wo die Richtung ist. Keine Straße ist beschriftet, die, die beschriftet sind, sind nicht auf der Karte beschriftet und das Navi springt nur herum und lässt mich 3 Mal in die falsche Richtung gehen ehe ich dann doch irgendwann das Hotel finde. Das Royal Hotel ist von außen auch eher ein moosbewachsener Klotz als ein 5-Sterne Hotel. Die Lobby verspricht mehr, wobei eine Schimmelnote mitschwebt. Ich tue als wäre ich Gast und laufe zielstrebig zum Lift um damit in den 6. Stock zu fahren. 60er flair mit Schimmel. 11. OG: Nagelneu – wunderbar. Man renoviert gerade im 9. OG vom 17. bis ganz runter. Ich laufe zurück und bestelle dieses Hotel für zwei Nächte. Es ist bestellt namentlich günstiger als an der Reception. Fragen Sie nicht wieso. Ich musste ja eh noch wegen des Koffers zurück. Nun galt es ein Taxi zu finden ohne weit zu laufen. Tja halten tut da keines. Letztlich laufe ich endlose 3 Blöcke zum Lisboa-Casino. Ich checke ein und lande in einem Raucherzimmer im 14. Stock aber das ist mir erstmal egal. Fertig. Aber es gilt ja noch den Voucher für das Schimmlotel gegen Bares zurückzutauschen. Also Shuttle des Hotels zum Fährterminal. Man erkennt mich und es ist kein Problem. Huh. Shuttle zurück – irgend eines … zum nächsten Casino. Dieses angeschaut. Etwas zum Essen besorgt. Und zum Hotel gelaufen. Ich hatte wieder Energie. Unauffällig gefragt von wegen Raucherzimmer…. Zimmertausch? Ja. Ich lande mit dem Kofferträger im 16. Stock. Der ist zwar renoviert, fängt aber schon wieder an zu Schimmeln, weil die Chinesen nur das Interieur erneuern aber nicht korrekt entkernen. Ich lehne ab. Ein Telefonat später geht es wieder zum Lift und ich lande schließlich im 11. Stock. Zwar den Renovierungsarbeiten näher aber entlich ein Zimmer, das weder nach Rauch noch nach Schimmel riecht. Wah. Ich falle aufs Bett, habe Muskelkater und dusche erst einmal. Nun war ich Rucksackreisender in einem 5-Sterne Hotel gelandet. Für 50€ aber durchaus nicht schlecht. Doch öffters mache ich das nicht und solche eine Odysee brauche ich auch nicht. Mein Eindruck für diesen Tag ist, das Macau wohl die Schimmelmetropole ist und man zu arm oder zu dumm, zu schlampig ist Klimaanlagen zu warten.
Begrüßung am Flughafen 28°C hohe Luftfeuchtigkeit. Aber wer Katar gewohnt ist findet das nur herrlich erfrischend … ‚wird aber dennoch mit der Zeit unangenehm und warm. Der Flughafen, auf der Nachbarinsel Lantau, ist weiter weg als derjenige von München. Ein Bus fährt mich eine Stunde über eine durch den Regenwald gebaute Autobahn und durch wolenbruchartige Regenfälle. Die ersten Hochhauskomplexe beginnen, ehe eine gigantische Brücke nach Kowloon, dem Festlandteil führt.
Diese Stadt ist quirliger Haufen, der Wahnsinn. Geologisch ist Hongkong nicht sonderlich mit Flachheit gesegnet. Daher gibt es eine gewisse Platznot und alles wächst in die Höhe. Es gibt bestimmt mehr Hochhäuser als Flachhäuser. Die sind üblicherweise so aufgebaut, dass man unten Geschäfte oder gar ein Einkaufszentrum hat, darüber bis zu 10 Stockwerke Parkdeck und darauf im Falle z.B. 50 Stockwerke Wohnungen. Alles recht klein und eng. Ich bin ja in einem Hostel in einem solchen Haus untergekommen (Wohnung im 11. Stock). Irgendwie hat man in eines der Zimmer sieben Betten untergebracht. Sonst mini winz und klein.
Hongkong ist in etwa das NY des Fernost. Und es lässt sich denn auch in etwa als inverses New York beschreiben. Man nehme China-town und den Rest von NY und vertausche die Kulturen.
Interessant: Man fährt zwar traditionell links in HK, aber auf den Gehwegen geht man sich schon rechts herum aus dem Wege. Vermutlich ist das den mehr werdenden Chinesen geschuldet. Auf jeden Fall sieht man immer mehr nur chinesische und weniger englische Beschriftungen — Ein klares Zeichen. Und, wie ich mir habe lassen sagen, spricht man auch weniger Englisch und mehr nur-Chinesisch oder besser Kantonesisch.
Hongkong Island, der Teil mit der bekannten Hochhausskyline und dem Berg dahinter besteht effektiv eigentlich nur aus 2-3 parallelen Straßen und einer Autobahn, die irgendwie ins Meer gebaut wurde. Etwa in der Mitte ist „Central“, der Finanzdistrkit mit den schönsten Hochhäusern. Der Rest der Insel ist eher fernöstlich. Auf den Straßen gib es fast überall Läden und es geht dort ziemlich chinesisch zu. Es gibt allerlei lebendes und totes exotisches. Mehrstöckige Märkte mit offen hängendem Fleisch und Fisch, lebenden Kröten, die lebend geschlachtet werden und Gemüse in warm feuchter Luft. Man kann dort auch relativ günstig essen: So etwa 2,5-4 €. Es wechseln sich marktartige mit modernen Läden und Lokalen ab. Zwischendrin ist dann mal wieder ein glänzendes Einkaufszentrum, dessen erste Etage sich in Form von Skywalks spinnenartig in die benachbarten Gebäude ausbreitet und noch einige Straßenzüge parallel mit der Straße mitläuft und einige Rolltreppen in verschiedene Richtungen verteilt. Quer darüber spannt sich noch der Expressway, der die unteren Straße entlastet. Darunter bimmelt noch eben die kleine doppelstöckige Straßenbahn, die allerdings ziemlich hohe Frequenzen hat. Der Verkehr ist dementsprechend dicht. Aber lange nicht so zermürbend und lethal, wie z.B. in Bangkok und etwas sauberer zudem. Obwohl die Bewohnderdichte zu den höchsten weltweit gehört, haben die Planer es geschafft, den Verkehr am fließen zu halten. Dazu gehören die für HK typischen Doppeldeckerbusse, von denen absurd viele herumkurven. Man braucht nur einen Blick auf die Straße zu werfen und sieht derer mindestens 3 — durchaus auch mal 10 gleichzeitig. Für mich ist es fast schon zum Mantra geworden, dass immer dann, wollte ich gerade zu einem Foto ansetzen, sich einer dieser über 4m hohen Kollosse vor mein Motiv schob. Aber vor allem die MTR – Metro Transport Rail hat Hongkong vor dem Kollaps gerettet. Diese U-Bahn wurde in Rekordzeit gebaut, ist sehr günstig, macht Gewinne, ist mit den grafischen Anzeigen im Zug und an den Automaten ziemlich Benutzerfreundlich, klimatisiert, mit einem Gleiskörper hinter Glastüren versehen und ist eine der Verbindungen zum Festlandstadtteil Kowloon. In Kowloon geht es noch geschäftiger zu als entlang der King Rd. in Hongkong Island. Entlang der berühmten Einkaufsstraße Nathan Rd. breiten sich rechts und links jeweils spezialisierte Einkaufsstraßen aus. Da gibt es neben der Taschenstraße eine Aquarimustraße, in der auch die passenden Fische angeboten werden — fein säuberlich in Tüten an die Front gepinnt. Modestraßen mit spezial-klein-EKZ, Kruschelmarktstraßen, mehrstöckige und stickig heiße Feuchtmarktgebäude und natürlich dürfen die Elektronikstraßen nicht fehlen. Doch stelle man sich das vor: Ob des billigen Dollars (und der fixen HK$-US$ Bindung), des geringen Weges, der hohen Konkurenz und der geringeren MwSt ist Elektronik dort fast teurer als in D-Land (mit seiner 19% MwsT)! Dort gibt es auch spezialisierte Einkaufszentren mit Läden von 1-5 m², die alles fürs Handy oder für Computer anbieten. Dort habe ich meine Speicherkarte letztendlich doch um 1-2€ billiger bekommen, während ich einem gigantischen Wolkenbruch mit Blitz und Donnerschlag entkam.
Hier verdecken sich die blinkenden Schilder der Geschäfte gegenseitig und die Straßen werden nächtens durch übergroße Plakate beschienen, die mit Dutzenden Scheinwerfern beleuchtet werden. Hier verpufft Energie im Großmaß. Energie eines Kohlekraftwerks übrigens, das mit denen anderen rund um das Perl-Fluß-Delta kaum Tage mit blauem Himmel zulassen. Per winterlicher Regenzeit gab es aber sowieso keinen Himmel zu sehen.
Wenn es dann Nacht wird und man sich der Hafenpassage nähert bekommt man das nächtliche Hongkong zu sehen. In Kowloon befindet man sich neben dem Sphärischen Kulturzentrum und dem historischen Kirchturm auf der richtigen Seite, um HK-Central mit dem berühmten Gebäude der Bank of China zu sehen. Entlang der Inselküste breitet sich eine bunt und blinkend beleuchtete Skyline besonderer Art aus. Seit die Chinesen das Ruder haben und es bunte LEDs gibt, ist alles noch intensiver geworden. Mit der Fähre geht es um einen Pfennigbetrag nach HK-Island. Von hier gibt die Skyline von Kowloon ein ähnlich atemberaubendes Bild ab: Häuserfassaden sind farblich wechselnd skizziert, Werbetafeln werfen ihre Botschaft über den Hafen, Laser und Scheinwerfer malen Linien in den nächtlichen Himmel. Fast schon romantisch.
Nun aber ab in die MTR gen Hostel, denn morgen geht es per Tragflügelboot nach Macau.
In Hongkong ist übrigens kein Einkaufen rund um die Uhr möglich – zumindest nur beschränkt. Dafür ist allerdings das Demonstrieren (auch gegen China) erlaubt, denn obwohl es ein Land ist, hat es zwei Systeme. Wirtschaftlich geht es anscheinend gut — HK ist das andere, das westlich kompatible China, die Schnittstelle, die auch den größten Hafen+Flughafen hat. Essen ist günstig, der Rest fast wie bei uns… obwohl der HK$ gerade mit dem US$ ein Tief durchmacht. Wenn auch chinesische Geschäftigkeit und Schleiß die Straßen in ein fernöstliches Chaos tauchen, so bleibt durch die städtische Infrastruktur (Gehwege, Lampen, Geländer) doch irgendwie der Hauch einer englischen Ordnung übrig.
Morgens um 6 flogen wir noch schnell über Saudi Arabien und waren 5 min Später auch schon über Katar hinweg am Flughafen Doha gelandet. Die Einreise war unproblematisch. 100 Rial (17€) bezahlt und schon war der Stempel drin. Gratis wäre schöner aber was solls. Dafür war die Begrüßung draußen mit 29°C feucht fröhlich – puh zurück! Etwas Geld vom Automat, dann klappts auch mit dem Taxi. Die sind hier eigentlich recht günstig. Wohl, weil sie der Regierung gehören und der Sprit somit quasi weg fällt. Gefahren werden wie meistbietend von Indern, da die nicht beten müssen – sonst würde 5 mal am Tag das Taxiwesen zusammenbrechen. Allerdings ist man mit denen oft verlassen. Arabisch können sie meist (wohl auch eher schlecht als recht). Englisch ist dann schon a bissl schwierig aber dann braucht man nochmal richtig Glück, damit man einen findet, der sich auskennt. Beim Flughafen der kannte sich noch aus und konnte mich ins Hostel führen. Alle anderen hatten keinen Plan. Aber da machte sich mein höchst sofistiziertes teures Telefon bezahlt (über das der eine oder andere schon zu lästern gelüstete). Denn mit dem itegrierten Navi konnte ICH den Taxlern den Weg zu meinem Bett ansagen. (Allein von der Karte sind sie nie schlau geworden)
Das Hostel, seines Zeichens in der „Vorstadt“ Al Rayyan gelegen, war auch so ne Sache. Irgendwie doch heruntergekommen, es roch nach gekühltem Putzmittel und die Bäder waren brütend heiß. Ich bin ja um 7:00 angekommen und da war erstmal keiner da — gespenstisch. Später, eingecheckt, hatte ich letztlich ein EZ. Für 90 Rial durchaus OK. Aber eben doch etwas abgelegen. Um irgendwohin zu kommen musste man erstmal bei bald 40°+Knallsonne über staubige Gehwege 800m zur nächsten Großkreuzung (wie USA) gehen. Nahe der Kreuzung passierte man noch 2 Moscheen und einen Einkaufsbezirk:
So ein Einkaufsdings um die Moschee ist der licht- und klimatechnische Wahn. In diesen Baracken sitzen Dutzende Schneider, Stoff-, Tuch-, Schuh-, Frauenkleidverkäufer, Reinigungen und Friseure. Ein Laden besser beleuchtet als der andere (Friseur 12m²=36 Röhren) und dann natürlich mehrfach klimatisiert, was in den überdachten Vor- und Zwischengängen zu atemberaubender Hitze führt. Immerhin ohne Sonne – dennoch rettet man sich lieber in eines der Geschäfte. Wenn man dann so drauf ist wie ich, lässt man sich für 150 Rial eine Dishdassha (Gespensterkostüm) mit allem drum und dran maßschneidern. Ganz ausreichend ist die elektrische Anschlußleistung der Baracken aber scheinbar nicht. Jedenfalls habe ich einige Dieselgeneratoren entdeckt, deren Kabel in Häuser führen – pragmatisch. Gegenüber den Baracken, nur mit Überdachung, gibt es Schuhwixer und Uhrenreparierer. Zur Gebetszeit gibt es einen wahren Ansturm wenn alle mit ihren Autos angedüst kommen.
Hat man diesen Bazar hinter sich, steht man vor der für Fußgänger untauglichen Kreuzung. Nach abpassen des rechten Augenblicks kommt man im Sauseschritt aber hinüber .. an die unauffällige Stelle, wo (wie man wissen muss) der Bus hält. Gefahren wird noch halbwegs zivilisiert, wobei indische Tendenzen festzustellen sind. Sprit ist jedenfalls gnadenlos billig: 0,7 rial/l (ca. 0,13 €). Da macht rasen richtig Spaß. Und so stehts auch mit den Autos. Nirgends gibt es mehr 4WD, SUV und Sportwagen.
Sitzt man im Bus, gibt es etwas Erleichterung. Abseits der Hauptstraßen sieht es doch teils recht verkommen aus und gepflastert ist weit noch nicht alles – zumal ständig (verlassene) Baustellen da sind, die herumstauben und Fußgänger auf die Straße zwingen. Ob nun gepflastert oder nicht, durch die Kalksandsteinwüste im Rücken ist es immer und überall (fein)staubig. Konsequenz für die Katarer ist allerdings nur, dass sie mehr Inder einstellen, die dann die Fassaden putzen … mit noch mehr Wasser, das man teuer entsalzt. Aber das entweicht sowieso bei Rohrbrüchen, die die teils mindere Bauqualität dokumentieren. Ebenso wie halbseitig versunkene Mauern und Gebäude. Risse gehören zum guten Ton ebenso wie ehemals großspurig angebrachte Außenbeleuchtung und Deko, die inzwischen den salzigen Winden des persischen Golfs erlegen sind und verrosten und verwahrlosen. Generell habe ich den Eindruck, dass man das Bauen den Indern und Bangladeshies überlässt, allerdings dann auch deren Qualitätsverständnis und mangelnde Qualifikation in kauf nimmt.
Im Zentrum von Doha befindet sich der Busbahnhof, wo alle Busse enden und beginnen. Rundherum ist eine alte gewachsene Stadt mit teils sehr abgevrackten Häusern mit teils sehr fragwürdigen Wohngegebenheiten. Doha ist rund um eine runde Bucht gebaut, um die sich die palmengesäumte Corniche legt. Die historische Stadt liegt an der Saudi Arabien zugewandten Seite, in der Mitte sind eher Regierungsgebäude und Parks und an der Iran-zugewandten Seite werden momentan 24/7 dutzende Hochhäuser gebaut – Wahnsinn; wer soll da wohnen. So sonderlich viel hat Doha nicht zu bieten. Die Museen hatten alle entweder wegen Renovierung geschlossen oder ich war immer zur falschen Zeit da. Die Araber machen nämlich einen auf lange Siesta und dann lange in die Dunkelheit hinein arbeiten oder ausgehen (wozu sie außen an den Häusern so viel Licht brauchen). Also was macht man tagsüber um nicht in der Hitze zu darben? Einkaufszentrum! Da haben sie ja eines, das Citycenter inmitten des Hochhauswalds. Das ist mehr als nur ein EKZ, dort verbringt man seine Freizeit. Mit Vergnügungspark und Eislaufen. Es ist gut aber weder das größte noch besonders schön in einigen Ecken sogar verwahrlost. Doch irgendwann am Nachmittag wird das auch langweilig und ich schau mir mal die Hochhäuser und die Gegend Außenrum an. Heiß! Wenn man die richtige Zeit erwischt, sieht man wie Hundertschaften Arbeiter vom Bau abziehen. Kleine Transporter und alte gelbe US-Schulbusse halten im Minutentakt und sammeln sie ein. Sie sehen geschafft aber zufrieden aus. Die ca. 170€, die sie nebst manchmal Kost+Logis bekommen sind für sie richtig Geld. Die meisten wollen aber wieder weg (oder müssen). Hier kommt man her um Geld zu machen und bald wieder weg zu sein. Es ist schon dunkel. Unter Lebensgefahr (Straße) komme ich zur Corniche und wandere entlang der Bucht. Es wird immer feuchter. Die kühler werdende Luft lässt ihr gespeichertes Wasser an allen kühlen(?) Körpern kondensieren. Bald bin ich fast nass. Hier gibt es einige Parks. Bei Nacht werden sie lebendig. In der fahlen Beleuchtung spielen schwarze Raben mit ihren Kindern am Spielplatz. Manche Herren sitzen derweil in der Kühle ihrer laufenden 4WD am Parkplatz und warten auf die Rückkehr der Untertanen. Genug dieser gigantischen Waschküche! Ich kann ein Taxi erwinken und zögere nicht einzusteigen. 39°C am Armaturenbrett. Der Fahrer kennt sich nicht aus – ich navigiere uns zum Hostel. Nach einem kleinen Essen schlafe ich auf einer harten Matratze ein.
Ein anderer halb fiktiver Tag: Diesmal lande ich in dem EKZ neben den Asia-Olympic-Stätten. Innen ist halb Venedig nachgebaut mit gigantischen Betonkuppeln überdacht, mit Kanal+Gondel, Eislauf und nochmals erweitert. Derweil ich zur toten Vormittagszeit darin flaniere denke ich: „Da bauen die Venedig nach, selbst das EKZ ist eine 1:1-Kopie eines US-EKZs, und ich, beheimatet rund um München, kann sowas in Realität haben. Nicht gerade Venedig aber 101 kleine Städte mit Einkaufsstadtzentrum und authentischer Kulisse mit Flair… ha“. Es war aber auch Freitag, der freie Tag der Moslems. Da ich gegessen hatte und alle Gänge schon erforscht, wollte ich mir mal deren ! “Olympiapark“ (anno 2006) ansehen. Also zur besten Zeit raus und ein bissl abgelaufen. Bald war meine Kühlreserve aufgebraucht und noch ein bisschen dann musste ich zurück in die Kühle. Ein Bus sollte mich von diesem langweiligen Tagesverlauf zum Hostel bringen. Nur 200m über die Straße halten welche — nur welche, wann wie, wohin. Beschriftet ist hier nichts- nicht einmal am Busbahnhof. Das geht alles nur für die, die sich auskennen. Busfahrer und Gäste kennen sich aber auch nicht aus. Dann doch lieber ein Taxler, dem man den Weg zeigt. Puh wieder über die Straße, zum Taxistand und auf den klimatisierten Beifahrersitz. 46°C laut Armaturenbrett!
Abends, bei Dunkelheit macht der Souq (Markt) wieder richtig Spaß. Er ist nicht mehr ganz so heiß, wie noch Tagsüber aber mit über 30 doch noch ziemlich. In Doha hat man das Erbe der Medina erkannt und die alten Häuser renoviert, Wege teils überdacht, alles neu gepflastert und die Klimaanlagen aufs Dach verlegt. So ist ein historisch wirkender lebendiger Abendmarkt entstanden, wo man traditionelle Speisen, Schischa und türkischen Mocca genießen kann. Stilecht gibt es dort auch eine Straße der Schreiber, wo man sich überhaupt oder auf arabisch seine Formalitäten erledigen lassen kann. In den überdachten Gassen wird es bei den offenen Geschäften sogar annehmbar temperiert.
Mit den Arabern kann man sich jedenfalls recht gut unterhalten und sie sind nett und voll OK. Auch die Zugereisten sind OK und nett. Manche haben allerdings den Schönheitsfehler, dich zum Islam konvertieren zu wollen. Mei. Die Leute kommen von den Philipinen, Srilanka, Indien, Bangladesh und auch viele aus allen arabischen Ländern von Marokko bis Libanon. Man kommt hauptsächlich wegen des Geldes. In solche unwirtlichen Länder, in denen man nur mit Auto von einem A/C-Ort zum nächsten kommt möchte man nicht für immer ziehen. Als qualifizierter Europäer könne man angeblich ca. 8.000 € pro Monat steuerfrei machen. Dazu Haus+Auto, Strom/Wasser gratis, Gesundheit und Autowartung gratis plus Einkaufen ohne MwSt. Ob das allerdings gegen europäischen Lebensstil ankommt? Strom, Auto, Wasser alles teuer und extra zahlen? Ich glaube nicht. Hier führt gratis Strom+Wasser jedenfalls zu einer gigantischen Verschwendung. Auch sein Auto zwecks Klimatisierung laufen zu lassen gehört zur Norm. Dass dabei der Schlüssel steckt spielt keine Rolle. Geklaut wird im islamischen Land nicht und falls doch, findet man auf der 100×80 km-Halbdinsel alles wieder.
Ich wollt so gerne noch eine Fähre oder so nach Bahrein nehmen, doch die gibt es nicht. Da müsse ich schon warten, bis die 34km lange Brücke der Freundschaft fertiggestellt ist. Dann könne ich mit dem Auto nach Bahrein fahren. Das ginge zwar jetzt auch doch ist dort leider Saudi Arabien dazwischen, was das Ganze verkompliziert. Durch einen Zufall bin ich an einen Tunesier geraten, er hat jemanden in Duhan besucht. So bin ich in die von der Gas- und Ölindustrie aus dem Boden gestampfte Siedlung gekommen. Duhan liegt gegenüber von Doha an der Küste. Auf 3/4 der Strecke hält mein Freund plötzlich an, bei einer Moschee und meint: „Ich bin in 5min wieder da – nur schnell beten“. Fährt man auf den leeren und beleuchteten Autobahnen Richtung Festland, kommt man an allerhand Gas- und Öl-Quellen sowie Anlagen vorbei. Rechts und links der Autobahn ziehen schnurgerade Gas und Ölrohre Linien auf die hügelige Landschaft und vereinigen sich schließlich in undurchschaubaren Fazilitäten. Faszinierend. Auf halber Strecke zu Doha gibt es eine Kamel-Zucht (zum teuren Verkauf an die VAE) und einen Park der dort einheimischen Orix-Antilopen. Beides nicht besucht.
Und es kam auch der Tag meiner Abreise – endlich, denn 4 Nächte sind zu viel für Katar (so man keine Tour machen kann, weil man nur allein ist oder nicht nach Bahrein kommt). Um den Tag nicht gar zu verschwenden war nochmals Doha dran. Wieder höllisch heiß, wieder kein Museum und wieder standen mir die Haare zu Berge, als ich die eine oder andere Elektroinstallation oder Bauarbeit sah. Sicherheit schreiben die Inder hier genauso groß oder klein, wie bei sich daheim. Naja, schnell noch um 1,70€ beim Inder gegessen, einen Umzug nach Algerien beobachtet und so folg ich dahin.
Mit der Hitze ist das so eine Sache. Kaum vorstellbar, dass es 46-48°C hatte. Es gibt aber fühlbare Fluktuationen zwischen befahrener und unbefahrener Straße (Souq z.B.). Die Klimaanlagen der Autos heizen ziemlich gut. Und steht man vor einem Geschäft im Wind einer Klimaanlage kann es wohl schon mal 64°C heiß werden. Die Thermometer waren alle in den Motorhauben… ergo war es wohl auf freier Fläche kühler.
Der Flug München – Doha war recht angenehm. Ein ziemlich leerer Nachtflug – bei 32 Leuten hatte in dem Aerbus 340 theoretisch jeder seine eigene 4-er-Mittelbank zum Pennen.
Allerdings haben das nur die wenigsten gemacht. Durch die Anschnalldinger und die Sitze ist es aber auch nicht so sonderbar bequem. Vom Service nimmt sich Qatar Airways nichts gegenüber Emirates. Da hat der eine vom anderen abgeschaut. Alokhol gibt es glaub bei beiden nicht. Sonderlich lange fliegen sie wohl noch nicht nach München. Qatar Airways ist irgendwo bei der Lufthansa im Terminal 2 eingequetscht und war wohl auch der letzte Flug des Tages. Daher wohl auch die Leere. Dagagen war mein Dubai-München-Emirates Flug von vor 2 Jahren auf den letzen Platz voll.
Ich habe ja noch gar nicht gewusst, dass es im Terminal 2 in München sogar einen Sex-Shop mit Diensten gibt. Zumindest wurde dies irgendwie nahe glegt. Der Flughafen in Doha ist inzwischen fertig umgebaut, aber gegen den in München nur ein kleiner Schatten. Ebenso im Vergleich zum Dubaier Flughafen und für die hochtrabenden Pläne der Katarer noch unterdimensioniert.
Das QA-Prinzip ist vermutlich dasselbe wie das von Emirates: Mit eigenem Öl quasi gratis getankt fliegt sich zu günstigen Preisen und bringt hohe Gewinne.
Nach etwa 20 Tagen Vorbereitung bei den Eltern bin ich nun zu einer zweiten Weltreise aufgebrochen. Die Reise soll mir eine Arbeitserfahrung in Neuseeland bringen und natürlich auch dieses faszinierende Land näher bringen. Fürhen wird mich die Reise von München aus nach Doha (Katar), wo ich einige Tage bleibe und versuche Bahrein zu besuchen. Von dort geht es weiter nach Hongkong mit Besuch in Macao und dann ein 5-Monate Retourflug nach Auckland (NZ). Wenn ich dann in Hongkong bin, ist meine Planung zunächst aus. Ich sehe dann zu, wie ich China besuche, nach Südkorea komme, schaue ob ich Taiwan besuche und nehme dann vermutlich ein Schiff nach Japan. Dort muss ich Tokio sehen und werde evtl in Wladiwostok landen, wo ich die Transsib nach Berlin nehmen kann. Natürlich mit Zwischenstops. Vielleicht schnappe ich mir aber auch die nächstgünstigste Maschine Tokio-München. Mal sehen. Die Russen sind recht schwirig mit spontan reisenden. Insofern muss ich sehen wie und ob. Ich unterrichte hier alle geneigten Leser.
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