Wenn man eine Weltreise plant, kommt man durchaus in die Verlegenheit, sich mit sog. Round-The-World (RTW) Flugscheinen zu beschäftigen. Eines zu erwerben gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen die, durchaus komplexen, Webseiten der Anbieter (z.B. Staralliance) mit ihren vielen Regeln, die alle eingehalten werden müssen. Zum anderen gibt es Dienstleister, die typische/populäre RTW-Tickets verkaufen (http://www.aroundtheworldticket.de)
Abwägungen
Die Frage, die dabei immer wieder auftaucht ist: Kommt es günstiger, alle Flugscheine für sich nach Bedarf selbst zu kaufen, oder ist es praktischer und oder günstiger, die große Streckenführung schon fertig und bezahlt zu haben? Denn die Detailstreckenführung (herumreisen um einen best. Flughafen), die eigentliche Reise, kommt sowieso dazu. Es sei denn, man bleibt wirklich die ganze Zeit nur in der entsprechenden Stadt.
Das Ergebnis ist nicht ganz eindeutig; es scheint aber eher gegen RTW zu sprechen. Es gilt nämlich immer zu bedenken, ob jetzt ein Flug oder eine Schifffahrt zum RTW gehört, oder sowieso Teil der Reise ist. Man kann aber durchaus für beide Seiten argumentieren, wenn man z.B. von Bangkok nach Pnom-Penh „zu Fuß“ reist statt zu fliegen. Ist es nun Teil der RTW-Bewegung oder war es schon immer der Plan an dieser Stelle der Reise die Reisfelder genauer anzuschauen.
Ich habe es ausprobiert. Ich bin mit einzeln gebuchten Flügen um die Welt gereist und vergleiche das nun mit dem o.g. Anbieter populärer RTW-Varianten. Meine Route gibt es allerdings nicht als Paket. Was wohl auch ein Grund dafür war, mich für Einzelflüge zu entscheiden. Die RTW-Varianten, die meiner Routenführung am nächsten kommen, sind „Arabiti“ und „Inihal Tahiti“. Beide Varianten kosten über 2500€ pro Person. Es handelt sich dabei um Streckenführungen über (Arabien), Südostasien, Australien und/oder NZ, Thahiti, USA. Es ist also davon auszugehen, dass meine Reisevariante (Arab, Südostasien, NZ, Fidschi, Samoa, Hawaii, Kanada, Heim) als RTW-Variante mindestens auch 2500€ kosten würde.
Vorteil bei RTW: Man legt seine Route und die Termine vorher fest. Aber man kann später seine Termine auf beliebige Zeiten umbuchen. Auch zu Stoßzeiten, wo die Preise sonst eigentlich durch die Decke gehen würden. Nachteil: Man ist auf ein Jahr Reisezeit/Buchungszet festgelegt und man muss sich seiner Streckenführung zu beginn klar sein und ist auf diese fortan festgelegt. Bei dem allgemeinen RTW ist man auf gewisse Streckenführungen beschränkt, weil nur gewisse Fluggesellschaften möglich sind (Kooperationen) und auch weil die Meilenzahl beschränkt ist, was auch wiederum Streckenführungen vereitelt/vorgibt. Flüge müssen in der Regel angetreten werden. Man kann also nicht eine spätere Strecke vor einer früheren fliegen. Aber in der Regel kommt man immer wieder heim (auch ohne Geld), weil man ja die Flüge schon hat. Disziplinfrage.
Vorteil bei Einzeltickets: Man so flexibel, wie es eben geht. Man kann mit jeder Fluggesellschaft fliegen, man kann zu jeder Zeit und beliebig kurzfristig fliegen und man hat kein Limit von einem Jahr Reisezeit. Man kann auch beliebig Flüge verfallen lassen (oder sie gar nicht erst buchen). So kann man sich beispielsweise um 8:00 entscheiden, dass man um 16:00 fliegen will (Thai-Airways 65€). Nachteil: Man weiß nicht, wie viel die Reise im Endeffekt kostet. Eventuell strandet man ohne Geld und ohne weitere Flugscheine (abh. von Disziplin/Absicherung v. Kreditkartendaten etc.) und kommt nicht weiter. Wenn man günstig fliegen will, kann man eben nicht zu jedem Zeitpunkt oder auch zu jedem Ort fliegen, sondern muss einen günstigen Zeitpunkt bzw. eine günstige alternativ-Destination heraussuchen. Das kann man aber auch wieder positiv sehen. Wenn der Umweg einen zu Orten führt, die man normalerweise links oder rechts unten liegen hätte lassen.
Lohnt sich’s
Wenn man sich nun meine Reise anschaut, so kommt man, basierend auf Einweg- Einzelflügen, auf einen Preis von 2377€, um die Welt zu umrunden. Dabei ist folgende Streckenführung bezüglich Langstreckenflüge herausgekommen. Dem gegenüber steht ein Flug des o.g. Anbieters, der damals 2500€ gekostet hat:
- MUC – SIN
- SIN – AKL
- AKL – Fidschi
- Fidschi – Samoa
- Am. Samoa – Hawai
- Hawai – Vancoover
- Vancouver – Reykjavik
- Reykjavik – MUC.
Ergibt 7 Stops, 8 Flüge. Jedoch: Es fehlen diverse Kurzstrecken-Flüge innerhalb Südostasiens und eine Schiffsreise zwischen Samoa und Amerikanisch Samoa. Dabei kommt durchaus noch ein dreistelliges Sümmchen heraus. Aber diese Flüge hätte man mit einem RTW genauso gebucht. Daher sind sie nicht Teil der Rechnung.
Das Ergebnis ist nicht ganz eindeutig bezüglich des Preises. Der potentielle Preisunterschied von 100-200€ ist nicht wirklich signifikant – immerhin gespart. Und anscheinend habe ich sogar ca. 1 Stop mehr bekommen. Für manch einen mag das eventuelle Risiko des ungeplanten Trips diese Differenz wert sein. Auf der anderen Seite ergibt sich doch ein erheblicher Spontanitäts- und Flexibilitätsgewinn, wenn man auf Einzelflüge setzt. Für mich überwiegt dieser Vorteil. Unter anderem auch deshalb, weil ich länger als ein Jahr unterwegs sein werde.
Resümé
Ich bilanziere für meinen Teil die individuellen Einzelflüge als Erfolg. Die Vorteile überwiegen. Daher würde ich dieses Vorgehen gegen RTW jedem empfehlen. Das Ganze ist natürlich auch dadurch möglich, dass man heute praktisch überall seine Flüge vom Laptop oder dem Tablett (sogar Schlaufon) buchen kann. Dabei gilt: Manche Gegend hat zwar keinen Strom und fließend Wasser… aber Mobilfunkinternet für billig haben sie! Eine Einschränkung könnte noch sein: Afrika und Südamerika sind für Flüge sehr teuer. Das kann ein RTW vielleicht rausreißen. Zumeist gibt es aber auch nur einen Stop dort…. lohnt dann eher nur mittel.